Seite 198 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
alles, was er tat, das ließ der Herr in seiner Hand glücken.“
1.Mose
39,2.3
. Potiphars Vertrauen zu Joseph wuchs täglich, und schließlich
machte er ihn zu seinem Verwalter mit uneingeschränktem Verfü-
gungsrecht über alles, was ihm gehörte. „Darum ließ er alles unter
Josephs Händen, was er hatte, und kümmerte sich, da er ihn hatte,
um nichts außer um das, was er aß und trank.“
1.Mose 39,6
.
Das auffallende Gedeihen für alles, was Joseph anvertraut war,
beruhte nicht auf einem ausgesprochenen Wunder; vielmehr belohn-
te Gottes Segen hier Fleiß, Mühe und Tatkraft. Joseph selbst schrieb
sein erfolgreiches Handeln der Gnade Gottes zu, und sogar sein
heidnischer Herr hielt dies für das Geheimnis seines beispiellosen
Wohlstandes. Ohne unentwegte, zielgerichtete Anstrengungen aber
hätte auch Joseph nichts gelingen können. Die Treue seines Dieners
verherrlichte zugleich Gott. Mit seiner Reinheit und Aufrichtigkeit
sollte der an Gott glaubende Joseph einen auffallenden Gegensatz zu
den Götzendienern bilden und dadurch das Licht der himmlischen
Gnade mitten in der Dunkelheit des Heidentums aufleuchten lassen.
Josephs freundliches Wesen und seine Pflichttreue gewannen
ihm bald das Herz des Obersten, der ihn schließlich mehr als Sohn
und nicht als Sklaven ansah. Der Jüngling kam mit Männern von
Rang und Gelehrsamkeit in Berührung und erwarb dabei Kenntnisse
in Wissenschaften, Sprachen und Handelsgeschäften, alles in allem
eine Bildung, wie sie der künftige Ministerpräsident Ägyptens haben
mußte.
Aber Josephs Treue und Rechtschaffenheit sollten erst noch ihre
Feuerprobe bestehen. Potiphars Frau versuchte den jungen Mann zur
Übertretung des Gesetzes Gottes zu verleiten. Bis dahin hatte er sich
von der in jenem heidnischen Lande üppig wuchernden Verderbtheit
rein erhalten. Wie aber sollte er dieser Versuchung begegnen, die
ihn so plötzlich und verführerisch überfiel? Dabei wußte Joseph
wohl, welche Folgen sein Widerstand haben würde. Auf der einen
Seite gab es Heimlichkeit, Gunst und Belohnung, auf der andern
Ungnade, Gefängnis, vielleicht sogar Tod. Sein ganzes zukünftiges
Leben hing von der Entscheidung eines Augenblicks ab. Würden
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die festen Vorsätze den Sieg behalten? Würde Joseph Gott noch treu
bleiben? Voller Sorge sahen die Engel dem Geschehen zu.
Josephs Antwort zeigt die Kraft religiöser Grundsätze. Er wollte
das Vertrauen seines irdischen Herrn nicht täuschen und auch seinem