Seite 199 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Joseph in Ägypten
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Herrn im Himmel treu bleiben, welche Folgen auch immer daraus
entstehen würden. Unter den prüfenden Augen Gottes und heiliger
Engel nehmen sich viele Menschen Freiheiten heraus, die sie sich
in der Gegenwart anderer niemals erlauben würden. Aber Joseph
dachte zuerst an Gott. „Wie sollte ich denn nun ein solch großes
Übel tun und gegen Gott sündigen?“ (
1.Mose 39,9
) sagte er.
Wenn wir doch immer daran dächten, daß Gott alles, was wir
tun und sagen, wahrnimmt, daß wir das alles einmal verantworten
müssen. Wir würden uns fürchten zu sündigen. Möge die Jugend
bedenken, daß sie überall und bei allem Tun in Gottes Gegenwart
ist. Nichts von unserem Verhalten bleibt unbeobachtet, wir können
unsere Wege vor dem Allerhöchsten nicht verbergen. Auch mensch-
liche Gesetze werden oft übertreten, zuweilen in grober Weise, ohne
daß man es entdeckt und demgemäß bestrafen könnte. Anders ist es
mit dem Gesetz Gottes. Die dunkelste Nacht ist kein Deckmantel für
den Schuldigen. Er mag sich allein wähnen, aber bei allem, was er
tut, gibt es einen unsichtbaren Zeugen. Gott kann also auch die Be-
weggründe des Herzens prüfen. Jede Tat, jedes Wort, jeder Gedanke
wird so deutlich vermerkt, als gäbe es keinen weiteren Menschen
auf der Welt, auf den sich die Aufmerksamkeit des Himmels richten
könnte.
Joseph büßte für seine Anständigkeit, denn die Versucherin räch-
te sich und klagte ihn eines üblen Vergehens an, so daß er ins Ge-
fängnis geworfen wurde. Wäre Potiphar überzeugt gewesen von
dem, was seine Frau Joseph zur Last legte, hätte der junge Hebräer
sein Leben verloren. Sein bescheidenes, rechtschaffenes Verhalten,
das stets an ihm auffiel, bewies seine Unschuld. Aber um die Ehre
des Hauses zu retten, fiel er in Ungnade und wurde ins Gefängnis
geworfen.
Josephs Kerkermeister behandelten ihn anfangs sehr streng. Der
Psalmist sagt: „Sie zwangen seine Füße in Fesseln, sein Leib mußte
in Eisen liegen, bis sein Wort eintraf und die Rede des Herrn ihm
recht gab.“
Psalm 105,18.19
. Aber Josephs wahres Wesen zeigte
sich auch in der Trostlosigkeit des Kerkers deutlich. Er hielt stand-
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haft an seinem Glauben fest. Wohl hatte man ihm seine jahrelangen
treuen Dienste grausam genug gelohnt, doch wurde er deshalb nicht
verbittert oder mißtrauisch. Er hatte den Frieden, den ein gutes Ge-
wissen verleiht, und legte sein Anliegen in Gottes Hand. Er grübelte