Seite 202 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
sieben schöne, fette Kühe; die gingen auf der Weide im Grase. Und
nach ihnen sah ich andere sieben dürre, sehr häßliche und magere
Kühe heraussteigen. Ich hab in ganz Ägyptenland nicht so häßliche
gesehen. Und die sieben mageren und häßlichen Kühe fraßen die
sieben ersten, fetten Kühe auf. Und als sie die hineingefressen hat-
ten, merkte man‘s ihnen nicht an, daß sie die gefressen hatten, und
waren häßlich wie zuvor. Da wachte ich auf. Und ich sah abermals
in meinem Traum sieben Ähren auf einem Halm wachsen, voll und
dick. Danach gingen auf sieben dürre Ähren, dünn und versengt.
Und die sieben dünnen Ähren verschlangen die sieben dicken Ähren.
Und ich habe es den Wahrsagern gesagt, aber die können‘s mir nicht
deuten.“
1.Mose 41,17-24
.
Joseph antwortete dem Pharao: „Beide Träume des Pharao be-
deuten das gleiche. Gott verkündet dem Pharao, was er vorhat.“
1.Mose 41,25
. Es würden sieben Jahre des Überflusses kommen
und Felder und Gärten weit mehr tragen als je zuvor. Auf diese Zeit
sollten sieben Jahre Hungersnot folgen, „daß man nichts wissen wird
von der Fülle im Lande vor der Hungersnot, die danach kommt; denn
sie wird sehr schwer sein“.
1.Mose 41,31
. Die Wiederholung des
Traumes sollte seine Gewißheit und die Nähe der Erfüllung bewei-
sen. Deshalb führte Joseph weiter aus: „Nun sehe der Pharao nach
einem verständigen und weisen Mann, den er über Ägyptenland set-
ze, und sorge dafür, daß er Amtleute verordne im Lande und nehme
den Fünften in Ägyptenland in den sieben reichen Jahren und lasse
sie sammeln den ganzen Ertrag der guten Jahre, die kommen werden,
daß sie Getreide aufschütten in des Pharao Kornhäusern zum Vorrat
in den Städten und es verwahren, damit für Nahrung gesorgt sei für
das Land in den sieben Jahren des Hungers, die über Ägyptenland
kommen werden, und das Land nicht vor Hunger verderbe.“
1.Mose
41,33-36
.
Die Auslegung war so vernünftig begründet und folgerichtig,
und auch die Maßnahmen, die durch sie nahegelegt wurden, waren
so klar durchdacht und scharfsinnig, daß man ihre Richtigkeit nicht
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bezweifeln konnte. Aber wen sollte man mit der Durchführung die-
ses Planes betrauen? Von einer klugen Wahl hing ja die Rettung des
Volkes ab. Der König geriet in ziemliche Sorge. Man überlegte eine
Zeitlang hin und her. Durch den Mundschenk wußte der Herrscher
von Josephs Klugheit und Umsicht, die er in der Verwaltung des