Seite 217 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Joseph und seine Brüder
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aber inmitten großartiger Landschaften hatte er mit einem Mächti-
geren Umgang gehabt. Und so erhob er jetzt im Bewußtsein seiner
Überlegenheit die Hände und segnete Pharao.
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Bei der ersten Begrüßung Josephs hatte Jakob gesprochen, als
ob er nach dem erfreulichen Ende seiner langen Angst und Sorge
bereitwillig sterben wolle. Aber ihm waren noch siebzehn Jahre in
der friedlichen Zurückgezogenheit Gosens vergönnt. Diese Jahre
standen in glücklichem Gegensatz zu den vorangegangenen. Er
erlebte an seinen Söhnen Beweise wahrer Reue und verstand, daß
seine Familie hier von allen Bedingungen umgeben war, die für
die Entwicklung zu einem großen Volk notwendig waren. Aber im
Glauben hielt er fest an der sicheren Verheißung einer künftigen
Niederlassung in Kanaan. Man umgab ihn mit allen Zeichen der
Liebe und Verehrung, die der erste Minister Ägyptens ihm erweisen
konnte. So verbrachte er, innerlich glücklich, in der Gesellschaft des
so lange verloren geglaubten Sohnes ruhige, friedliche Lebensjahre.
Als er den Tod nahen fühlte, schickte er nach Joseph. Noch
immer hielt er sich an Gottes Verheißung, daß sie Kanaan besitzen
sollten, und sagte: „Lege deine Hand unter meine Hüfte, daß du die
Liebe und Treue an mir tust und begrabest mich nicht in Ägypten,
sondern ich will liegen bei meinen Vätern, und du sollst mich aus
Ägypten führen und in ihrem Grab begraben.“
1.Mose 47,29.30
.
Joseph versprach es, aber Jakob gab sich damit noch nicht zufrieden.
Er verlangte einen feierlichen Eid, ihn an der Seite seiner Väter in
der Höhle von Machpela beizusetzen.
Aber ihm lag noch an einer anderen Sache von großer Tragweite.
Josephs Söhne sollten in aller Form in die Reihen der Kinder Israel
aufgenommen werden. Als Joseph zur letzten Begegnung mit sei-
nem Vater kam, brachte er Ephraim und Manasse mit. Diese jungen
Männer hatten durch ihre Mutter Beziehungen zum höchsten Stande
der ägyptischen Priesterschaft. Zudem eröffnete ihnen die Stellung
ihres Vaters den Zugang zu Reichtum und Würden, wenn sie die
Verbindung mit den Ägyptern vorzogen. Josephs Wunsch aber war,
daß sie mit ihrem eigenen Volk verwachsen sollten. Er bekundete
seinen Glauben an die Bundesverheißung auch im Namen seiner
Söhne, indem er für sie auf alle Ehren verzichtete, die der ägyptische
Hof ihnen bot, und erwählte statt dessen den Dienst unter den ver-