Seite 218 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
achteten Hirtenstämmen, denen Gottes lebendiges Wort anvertraut
worden war.
Da sagte Jakob: „So sollen nun deine beiden Söhne Ephraim und
Manasse, die dir geboren sind in Ägyptenland, ehe ich hergekommen
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bin zu dir, mein sein gleich wie Ruben und Simeon.“
1.Mose 48,5
.
Sie sollten so an Kindes Statt angenommen und die Häupter eigener
Stämme werden. Damit fiel eins der Erstgeburtsrechte, die Ruben
verwirkt hatte, Joseph zu — ein doppelter Anteil in Israel.
Jakobs Augen waren alterstrüb, darum hatte er die jungen Män-
ner nicht bemerkt. Als er aber jetzt die Umrisse ihrer Gestalten
wahrnahm, fragte er: „Wer sind die?“ Als man es ihm sagte, fügte
er hinzu: „Bringe sie her zu mir, daß ich sie segne.“
1.Mose 48,8.9
.
Als sie näher traten, umarmte sie der Erzvater, küßte sie und legte
mit feierlichem Ernst segnend seine Hände auf ihre Häupter. Dann
betete er: „Der Gott, vor dem meine Väter Abraham und Isaak ge-
wandelt sind, der Gott, der mein Hirte gewesen ist mein Leben lang
bis auf diesen Tag, der Engel, der mich erlöst hat von allem Übel,
der segne die Knaben.“
1.Mose 48,15.16
. Daraus sprach keineswegs
Überheblichkeit; das war kein Vertrauen auf menschliche Kraft oder
Klugheit. Gott war sein Schützer und Helfer gewesen. Er klagte
nicht über die bösen Tage der Vergangenheit. Seine Anfechtungen
und Sorgen waren für ihn nicht mehr Ereignisse, von denen er sagte:
„Es geht alles über mich.“
1.Mose 42,36.37
. In der Erinnerung rief
er sich nur noch Gottes Barmherzigkeit und Liebe ins Gedächtnis
zurück, die ihn auf seiner ganzen Pilgerreise begleitet hatten.
Nach der Erteilung des Segens versicherte Jakob seinem Sohn:
„Siehe ich sterbe; aber Gott wird mit euch sein und wird euch zurück-
bringen in das Land eurer Väter.“
1.Mose 48,21
. Damit hinterließ er
den künftigen Geschlechtern in den langen Jahren der Knechtschaft
und des Leides sein Glaubenszeugnis.
Zuletzt wurden alle Söhne zu Jakobs Sterbebett geholt. Jakob
berief seine Söhne und sprach: „Versammelt euch, daß ich euch ver-
künde, was euch begegnen wird in künftigen Zeiten. Kommt zuhauf
und höret zu, ihr Söhne Jakobs, und höret euren Vater Israel.“
1.Mo-
se 49,1.2
. Wie oft hatte er voller Sorge an ihre Zukunft gedacht und
sich die Geschichte der verschiedenen Stämme auszumalen versucht.
Als seine Kinder jetzt den letzten Segen von ihm erwarteten, ruhte
der Geist der Weissagung auf ihm, und im prophetischen Gesicht