Seite 219 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

Joseph und seine Brüder
215
enthüllte sich ihm die Zukunft seiner Nachkommen. Nacheinander
führte er die Namen der Söhne an, beschrieb den Charakter eines je-
den und sagte in Kürze die künftige Geschichte des Stammes voraus.
„Ruben, mein erster Sohn bist du, meine Kraft und der Erstling mei-
[210]
ner Stärke, der Oberste in der Würde und der Oberste in der Macht.“
1.Mose 49,3
. So schilderte der Vater, wie der Sohn in seiner Stellung
als Erstgeborener hätte sein sollen. Aber seine schwere Sünde bei
Edar hatte ihn für den Erstgeburtssegen unwürdig gemacht. Jakob
fuhr fort: „Weil du aufwalltest wie Wasser, sollst du nicht der Ober-
ste sein.“
1.Mose 49,4
. Das Priestertum wurde [zu späterer Zeit]
Levi zugeteilt, das Königtum und die messianische Verheißung er-
hielt Juda, und den doppelten Anteil des Erbes empfing Joseph. Der
Stamm Ruben gelangte nie zu irgendwelcher Bedeutung in Israel.
Er war nicht so zahlreich wie Juda, Joseph oder Dan und gehörte
mit zu den ersten, die in die Gefangenschaft geführt wurden.
Dem Alter nach folgten auf Ruben Simeon und Levi. Sie waren
sich einig gewesen in ihrer Grausamkeit gegen die Einwohner von
Sichem und trugen auch die meiste Schuld am Verkauf Josephs. Über
sie sagte Jakob: „Ich will sie versprengen in Jakob und zerstreuen in
Israel.“
1.Mose 49,7
. Bei der Zählung des Volkes Israel kurz vor dem
Einzug ins Land Kanaan war Simeon der kleinste Stamm. Und Mose
erwähnte Simeon in seinem letzten Segen überhaupt nicht. Bei der
Ansiedlung in Kanaan erhielt dieser Stamm nur einen kleinen Teil
von Judas Anteil. Und wo einzelne seiner Familien später mächtig
wurden, bildeten sie ganz verschiedenartige Gruppen und siedelten
sich außerhalb des Heiligen Landes an. Auch Levi erhielt kein Erbe,
ausgenommen 48 Städte, die über das ganze Land verstreut waren.
In diesem Falle jedoch wurde Fluch zum Segen, weil der Stamm
Levi Gott die Treue hielt, als die andern abfielen. Das sicherte ihre
Berufung zum Dienst am Heiligtum.
Den krönenden Segen des Erstgeburtsrechts aber erhielt Juda.
Die Bedeutung seines Namens — Preis — offenbart sich in der
geweissagten Geschichte dieses Stammes: „Juda, du bist‘s! Dich
werden deine Brüder preisen. Deine Hand wird deinen Feinden auf
dem Nacken sein, vor dir werden deines Vaters Söhne sich verneigen.
Juda ist ein junger Löwe. Du bist hochgekommen, mein Sohn, vom
Raube. Wie ein Löwe hat er sich hingestreckt und wie eine Löwin
sich gelagert. Wer will ihn aufstören? Es wird das Zepter von Juda