Seite 228 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
geboren. Der Knabe war „ein schönes Kind“, und die Eltern waren
fest entschlossen, ihn nicht zu opfern. Sie glaubten, daß die Befrei-
ung Israels nahe war und Gott einen Erlöser für sein Volk erwecken
werde. Glaube an Gott gab ihnen Kraft, und sie „fürchteten sich
nicht vor des Königs Gebot“.
Hebräer 11,23
.
Drei Monate gelang es der Mutter, das Kind zu verbergen. Dann
erkannte sie, daß sie es nicht länger sicher verwahren konnte. Sie
flocht ein Kästchen aus Binsen und machte es mit Schlamm und
Pech wasserdicht. Dahinein legte sie den Säugling und setzte das
Kästchen in das Schilf am Flußrand. Sie wagte nicht, selbst zur
Bewachung dort zu bleiben, um nicht des Kindes und ihr eigenes Le-
ben zu gefährden. Aber seine Schwester Mirjam hielt sich scheinbar
unbekümmert in der Nähe auf und beobachtete ängstlich, was mit
dem kleinen Bruder geschehen würde. Auch noch andere Wächter
waren da. Im ernsten Gebet hatte die Mutter ihr Kind der Obhut
Gottes anvertraut. Nun schwebten Engel unsichtbar über seiner be-
scheidenen Ruhestatt. Sie führten Pharaos Tochter gerade dorthin.
Das Körbchen erregte ihre Neugier, und als sie das hübsche Kind
darin sah, war ihr die Sache auf den ersten Blick klar. Die Tränen
des Kindes erweckten ihr Mitleid. Voller Mitgefühl dachte sie an
die unbekannte Mutter, die ihre Zuflucht zu diesem Mittel genom-
men hatte, um das kostbare Leben ihres Kindes zu bewahren. So
entschloß sie sich, es zu retten und an Kindes Statt anzunehmen.
Mirjam hatte insgeheim jede Bewegung beobachtet. Als sie be-
merkte, daß man das Kind freundlich ansah, wagte sie sich näher,
und schließlich fragte sie: „Soll ich hingehen und eine der hebräi-
schen Frauen rufen, die da stillt, daß sie dir das Kindlein stille?“
2.Mose 2,7
. Das erlaubte man ihr.
Die Schwester lief mit der freudigen Nachricht zur Mutter und
kam sogleich mit ihr zur Tochter Pharaos zurück. „Nimm das Kind-
lein mit und stille es mir; ich will es dir lohnen“ (
2.Mose 2,9
), sagte
die Prinzessin.
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Gott hatte die Gebete der Mutter erhört und ihren Glauben be-
lohnt. Mit tiefer Dankbarkeit übernahm sie ihre jetzt sichere, be-
glükkende Aufgabe. Gewissenhaft nutzte sie die Gelegenheit, ihr
Kind für Gott zu erziehen. Sie hatte die Zuversicht, daß es für eine
große Aufgabe bewahrt worden sei, und wußte, daß sie es bald sei-
ner königlichen Pflegemutter überlassen mußte. Dann würde es von