Seite 230 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Rechenschaft überprüft werden. Dann erst wird sich herausstellen,
wieviel Versagen und Schuld bei Männern und Frauen durch die
Unwissenheit und Nachlässigkeit derer entstand, deren Pflicht es
gewesen wäre, sie in jungen Jahren auf den rechten Weg zu lenken.
Dann wird man erkennen, daß viele, die der Welt durch ihre glänzen-
de Begabung, Wahrhaftigkeit und Gottesfurcht zum Segen wurden,
ihre grundsatztreue Haltung — die Hauptursache ihrer Ausstrahlung
und ihres Erfolges — dem Einfluß einer betenden, gläubigen Mutter
verdankten.
Am Hofe Pharaos erhielt Mose die beste juristische und militä-
rische Ausbildung. Der Herrscher hatte seinen Adoptivenkel zum
Thronfolger bestimmt, und für diese hohe Stellung wurde der junge
Mann erzogen. „Und Mose ward gelehrt in aller Weisheit der Ägyp-
ter und war mächtig in Worten und Werken.“
Apostelgeschichte
7,22
. Durch seine Begabung als Heerführer wurde er zum Liebling
der ägyptischen Armee, und man achtete ihn allgemein als eine be-
merkenswerte Persönlichkeit. Damit war Satans Absicht zuschanden
geworden. Gott ließ gerade durch die Verordnung, die die hebräi-
schen Kinder zum Tode verurteilte, den künftigen Führer seines
Volkes heranbilden und erziehen.
Engel unterrichteten die Ältesten Israels, daß die Zeit der Befrei-
ung nahe wäre und Mose der Mann sei, den Gott zur Durchführung
dieses Werkes gebrauchen wollte. Engel unterwiesen auch Mose,
daß Jahwe ihn dazu ausersehen habe, die Knechtschaft seines Volkes
zu beenden. In der Annahme, daß sie ihre Freiheit mit Waffengewalt
erlangen würden, rechnete er damit, die Scharen Israels gegen die
Heere Ägyptens zu führen. Im Hinblick darauf hütete er sich vor
Gefühlsäußerungen, weil er bei seiner Anhänglichkeit an die Pflege-
mutter oder an den Pharao gehemmt gewesen wäre, Gottes Willen
zu tun.
Nach den ägyptischen Gesetzen mußten alle Inhaber des Pha-
raonenthrones Mitglieder der Priesterkaste werden. Und als der
mutmaßliche Erbe mußte auch Mose in die Geheimnisse der Staats-
religion eingeführt werden. Diese Aufgabe fiel den Priestern zu.
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Aber obwohl er ein eifrig und unermüdlich Lernender war, ließ er
sich nicht dazu bewegen, an der Anbetung der Götter teilzunehmen.
Obwohl man ihm den Verlust der Krone androhte und ihn warnte,
daß die Prinzessin ihn verstoßen würde, wenn er bei dem Glauben