Seite 235 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

Mose
231
nach. Er überdachte Gottes Tun mit den Vätern und die Verheißun-
gen, das Erbe des erwählten Volkes. Und seine Gebete für Israel
stiegen Tag und Nacht zu Gott empor. Dann brachten himmlische
Engel ihm Erleuchtung. Hier schrieb er unter der Eingebung des
Heiligen Geistes das 1. Buch Mose. Die jahrelange Einsamkeit in
der Wüste war reich gesegnet, nicht nur für Mose und sein Volk,
sondern für die ganze Welt in späteren Zeiten.
„Lange Zeit aber danach starb der König von Ägypten. Und die
Kinder Israel seufzten über ihre Knechtschaft und schrien, und ihr
Schreien über ihre Knechtschaft kam vor Gott. Und Gott erhörte ihr
Wehklagen und gedachte seines Bundes mit Abraham, Isaak und
Jakob. Und Gott sah auf die Kinder Israel und nahm sich ihrer an.“
2.Mose 2,23-25
. Die Zeit für Israels Befreiung war gekommen. Aber
Gottes Absicht sollte auf eine Art und Weise verwirklicht werden, bei
der aller menschliche Stolz zuschanden wurde. Der Befreier sollte als
demütiger Hirte vorangehen, nur mit einem Stabe in der Hand. Aber
diesen Stab wollte Gott zum Sinnbild seiner Stärke machen. Als
Mose eines Tages die Herden am Horeb, den „Berg Gottes“ (
2.Mose
3,1
), weidete, sah er einen Busch in Flammen stehen. Zweige, Blätter
und Stamm brannten und schienen doch nicht verzehrt zu werden. Er
ging hin, um diese wunderbare Erscheinung anzusehen. Da hörte er
eine Stimme aus dem Feuer, die ihn mit Namen rief. Mit bebenden
Lippen antwortete er: „Hier bin ich.“
2.Mose 3,4
. Er wurde gewarnt,
nicht unehrerbietig näher zu kommen: „Tritt nicht herzu, zieh deine
Schuhe von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges
Land! ... Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott
Isaaks und der Gott Jakobs.“
2.Mose 3,5.6
. Das war er, der sich als
der Engel des Bundes den Vätern in vergangenen Zeiten offenbart
hatte. Daraufhin verhüllte Mose sein Angesicht; denn er fürchtete
sich, Gott anzuschauen.
Demut und Ehrfurcht sollte die Haltung aller ausdrücken, die
in die Gegenwart Gottes kommen. Im Namen Jesu dürfen wir das
voller Vertrauen tun, aber niemand darf sich ihm mit dreister Über-
heblichkeit nahen, als stünden wir mit ihm auf gleicher Stufe. Es
[229]
gibt Menschen, die den allmächtigen, heiligen Gott, der in einem
unzugänglichen Licht wohnt, in einer Art anreden, als sprächen sie
mit ihresgleichen oder gar mit einem Untergeordneten. Manche ver-
halten sich in seinem Hause, wie sie das im Empfangszimmer eines