Seite 245 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die Plagen Ägyptens
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ihre Anfechtungen nicht so lange geduldig ertragen, bis er sich bereit
fände, ihnen zu helfen. Viele wollten sogar lieber in der Knechtschaft
bleiben, nur um den Schwierigkeiten zu entgehen, die der Auszug
in ein fremdes Land mit sich brächte. Auch hatten sich manche
den ägyptischen Sitten so stark angepaßt, daß sie es vorzogen, in
Ägypten zu bleiben. Darum errettete der Herr sie nicht gleich durch
die erste Bekundung seiner Macht vor Pharao. Er fügte die Ereignisse
sogar derart, daß der tyrannische Sinn des ägyptischen Königs erst
die Oberhand gewann und er sich auch seinem Volke offenbaren
konnte. Wenn sie dann seine Gerechtigkeit, Macht und Liebe sähen,
würden die Hebräer Ägypten verlassen und ihm dienen wollen.
Moses Aufgabe wäre wesentlich leichter gewesen ohne die vielen
verführten Israeliten, die nicht mehr aus Ägypten fort wollten.
Der Herr gebot Mose, abermals zum Volk zu gehen und die Ver-
heißung seiner Befreiung mit der erneuten Versicherung göttlicher
Gnade zu wiederholen. Er ging, wie ihm befohlen war, aber die
Hebräer wollten nicht hören. Die Schrift sagt: „Aber sie hörten nicht
auf ihn vor Kleinmut und harter Arbeit.“
2.Mose 6,9
. Wieder kam
die göttliche Botschaft zu Mose: „Geh hin und rede mit dem Pharao,
dem König von Ägypten, daß er Israel aus seinem Lande ziehen las-
se.“ Mutlos geworden erwiderte er: „Siehe, die Kinder Israel hören
nicht auf mich; wie sollte denn der Pharao auf mich hören!“ Er solle
Aaron mitnehmen, zum Pharao gehen und wiederum fordern, „Israel
aus Ägypten zu führen“.
2.Mose 6,11-13
.
Gott ließ Mose wissen, daß der Herrscher nichts zugestehen
würde, bis er Ägypten mit Gerichten heimsuchte und Israel durch
die außerordentliche Offenbarung seiner Macht ausführte. Vor je-
der Plage sollte Mose deren Art und Wirkung beschreiben, damit
der König sich davor bewahren konnte, wenn er das wollte. Auf
jede Züchtigung, die er zurückwies, sollte eine härtere folgen, bis
sich sein stolzes Herz demütigen und er den Schöpfer Himmels und
der Erde als den wahren, lebendigen Gott anerkennen werde. Der
Herr wollte den Ägyptern Gelegenheit geben zu erkennen, wie eitel
die Weisheit ihrer Mächtigen und wie schwach ihre vermeintlichen
Götter waren, wenn sie sich den Geboten Jahwes widersetzten. Er
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wollte sie wegen ihres Götzendienstes strafen und das Prahlen mit
den Segnungen, die sie angeblich von ihren toten Göttern empfangen
hatten, zum Schweigen bringen. Gott wünschte seinen eigenen Na-