Seite 274 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
harten Dienst in Ägypten und damit auch Gottes Güte und Macht,
die sich bei ihrer Befreiung aus der Knechtschaft offenbart hatten.
Sie ließen außer acht, daß ihre Kinder verschont blieben, als der
Würgengel alle Erstgeborenen Ägyptens schlug, und gedachten der
großartigen göttlichen Machtentfaltung am Roten Meer nicht länger.
Ferner vergaßen sie, daß die ihnen nachfolgenden feindlichen Heere
von den Meereswogen verschlungen wurden, während sie selber
unversehrt den Weg gingen, der sich vor ihnen aufgetan hatte. Sie
nahmen nur die gegenwärtigen Unannehmlichkeiten und Anfech-
tungen wahr, statt zu sagen: „Gott hat große Dinge für uns getan,
als wir noch Sklaven waren, er will aus uns ein bedeutendes Volk
machen.“ Sie redeten von der Mühseligkeit des Weges und wollten
von Mose erfahren, wann ihre beschwerliche Pilgerreise ein Ende
habe.
Die Geschichte Israels in der Wüste wurde zum Heile des Got-
tesvolkes in der Endzeit aufgezeichnet. Der Bericht darüber, wie
Gott mit den Wüstenwanderern bei all ihren Märschen hin und her
umging, auf denen sie dem Hunger, dem Durst und der Ermüdung
ausgesetzt waren, aber auch eindrucksvolle Offenbarungen seiner
Macht zu ihrer Hilfe erlebten, ist voller Ermahnungen und Beleh-
rungen für sein Volk zu allen Zeiten. Die mannigfaltige Erfahrung
der Hebräer war eine gute Vorschule auf die verheißene Heimat in
Kanaan. Gott möchte, daß sein derzeitiges Volk demütig und lern-
willig auf die Prüfungen zurückblickt, durch die das alte Israel ging,
und darin eine Belehrung für die Vorbereitung auf das himmlische
Kanaan erkennt.
Viele wundern sich rückschauend über den Unglauben und die
Unzufriedenheit des damaligen Volkes Israel und empfinden dabei,
daß sie selbst nicht so undankbar gewesen wären. Aber sobald ihr
Glaube auf die Probe gestellt wird, und sei es nur durch kleine
Prüfungen, beweisen sie nicht mehr Glauben und Geduld als das
alte Israel. Geraten sie in Not, beklagen sie sich über jene Vorgänge,
durch die Gott sie lediglich läutern möchte. Sie haben alles, was
sie brauchen, und wollen doch Gott nicht für die Zukunft vertrauen.
Dauernd sind sie in Sorge, sie könnten in Armut geraten und ihre
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Kinder müßten Not leiden. Einzelne erwarten stets nur Böses oder
übertreiben zumindest die wirklich vorhandenen Schwierigkeiten
derart, daß sie für viele Segnungen, die Dankbarkeit verdienten, blind