Seite 301 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Götzendienst am Sinai
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„Ach, Herr, warum will dein Zorn entbrennen über dein Volk, das du
mit großer Kraft und starker Hand aus Ägyptenland geführt hast?“
2.Mose 32,11
. Gott hatte zu erkennen gegeben, daß er sein Volk
verwarf, und zu Mose gesagt: „Dein Volk, das du aus Ägyptenland
geführt hast.“
2.Mose 32,7.8
. Aber Mose lehnte die Führerschaft
Israels demütig ab. Es gehörte nicht ihm, sondern Gott: „Dein Volk,
das du mit großer Kraft und starker Hand ... geführt hast. Warum
sollen die Ägypter sagen“, flehte er, „er hat sie zu ihrem Unglück
herausgeführt, daß er sie umbrächte im Gebirge und vertilgte sie
vom Erdboden?“
2.Mose 32,11.12
.
In den wenigen Monaten seit Israels Auszug aus Ägypten hat-
te sich die Nachricht von ihrer wunderbaren Befreiung bei allen
umwohnenden Völkern herumgesprochen. Furcht und schreckliche
Ahnungen überkamen die Heiden. Sie alle beobachteten, was Is-
raels Gott mit seinem Volk tun würde. Vertilgte er es jetzt, gäbe es
Triumphgeschrei bei dessen Feinden, und Gott wäre entehrt. Die
Ägypter würden behaupten, daß ihre Beschuldigungen stimmten:
statt die Hebräer in die Wüste zu führen, um ihm zu opfern, hätte
Gott sie selbst geopfert. Israels Sünden würden sie natürlich nicht
bedenken. Die Vernichtung dieses Volkes, das Gott in solch hohem
Maße ausgezeichnet hatte, mußte Schande auf seinen Namen brin-
gen. Welch große Verantwortung ruht deshalb auf denen, die Gott für
würdig hält, zum Lobe seines Namens in der Welt beizutragen! Wie
wachsam sollten sie sich vor Sünde hüten, um nicht seine Gerichte
auf sich herabzurufen und damit die Lästerung seines Namens durch
die Gottlosen zu veranlassen!
Als Mose für Israel eintrat, hatte er über seiner großen Liebe zu
ihnen, für die er unter Gottes Führung so viel tun durfte, alle Zag-
haftigkeit aufgegeben. Der Herr erhörte seine Bitten und gewährte
ihm, worum er so selbstlos flehte. Er hatte seinen Diener auf die
Probe gestellt. Er prüfte dessen Treue und Liebe zu dem undankba-
ren und vom rechten Wege abgewichenen Volk. Mose hatte diese
Probe gut bestanden. Seine Anteilnahme für Israel entsprang kei-
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nem selbstsüchtigen Beweggrund. Das Wohlergehen des erwählten
Gottesvolkes war ihm mehr wert als eigene Ehre und als der Vor-
zug, selbst Stammvater eines großen Volkes zu werden. Gott hatte
Wohlgefallen an seiner Treue, seiner Herzenseinfalt und Lauterkeit.