Seite 303 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Götzendienst am Sinai
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was mit diesem Mann Mose geschehen ist, der uns aus Ägyptenland
geführt hat. Ich sprach zu ihnen: Wer Gold hat, der reiße es ab und
gebe es mir. Und ich warf es ins Feuer; daraus ist das Kalb gewor-
den.“
2.Mose 32,22-24
. Er wollte Mose glauben machen, hier sei
ein Wunder geschehen; er habe das Gold ins Feuer geworfen, und
durch übernatürliche Macht sei es zu einem Kalb geworden. Aber
seine Ausflüchte und Vorwände nützten nichts. Zu Recht wurde er
als der Hauptübeltäter behandelt.
Die Tatsache, daß Aaron mehr als alles Volk gesegnet und aus-
gezeichnet worden war, machte seine Sünde besonders abscheulich.
Aaron, der „Heilige des Herrn“ (
Psalm 106,16
), hatte das Götzenbild
gemacht und ein Fest ausgerufen, und das, obwohl er zum Wortfüh-
rer für Mose bestimmt worden war, von dem Gott selbst bezeugte,
daß er beredt sei. Vgl.
2.Mose 4,14
. Er versagte, als es galt, den
Götzendienern in ihren den Himmel herausfordernden Absichten
entgegenzutreten. Er, der als Gottes Werkzeug Gerichte über die
Ägypter und ihre Götter brachte, hörte ungerührt vor dem gegosse-
nen Bild rufen: „Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland
geführt hat.“
2.Mose 32,4
. Mit Mose war er auf dem Berge gewe-
sen und hatte die Herrlichkeit Gottes geschaut. Er mußte bei dieser
Offenbarung erkennen, daß es nichts gab, woraus man sich ein Bild
hätte machen können. Und doch hatte er danach diese Herrlichkeit in
das Ebenbild eines Tieres verwandelt. Gott vertraute ihm in Moses
Abwesenheit die Leitung des Volkes an, und er ließ dessen Empö-
rung zu. „Auch war der Herr sehr zornig über Aaron, so daß er ihn
vertilgen wollte.“
5.Mose 9,20
. Aber auf Moses dringende Fürbitte
hin blieb sein Leben verschont. Und als er seine große Sünde bereute
und sich demütigte, nahm ihn Gott auch wieder in Gnaden an.
Wäre Aaron so mutig gewesen, ohne Rücksicht auf die Folgen
für das Rechte einzustehen, hätte er jenen Abfall verhindern können.
Wäre er Gott unerschütterlich treu geblieben und hätte er das Volk
an das beängstigende Sinaierlebnis erinnert, an sein feierliches Ge-
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lübde, dem Gesetz Gottes zu gehorchen, dann hätte er dem Bösen
Einhalt gebieten können. Aber seine Nachgiebigkeit gegenüber den
Wünschen des Volkes und die ruhige Sicherheit, mit der er ihre Pläne
ausführte, bestärkten sie, so daß sie in ihrer Sündhaftigkeit weiter
gingen, als sie eigentlich beabsichtigten.