Seite 308 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
größeren Unglücks zu sein. Hatte der Herr nicht Mose vom Lager
ausgesondert, um sie gänzlich zu vertilgen? Aber sie blieben nicht
hoffnungslos. Das Zelt wurde außerhalb des Lagers aufgeschlagen,
jedoch nannte Mose es „Zelt der Zusammenkunft“.
2.Mose 33,7
(EB)
. Alle, die aufrichtig bereuten und das Verlangen hatten, zum
Herrn zurückzukehren, erhielten die Weisung, dorthin zu kommen,
um ihre Sünden zu bekennen und Gottes Gnade zu suchen. Während
sie in ihre Zelte zurückgingen, trat Mose in das Versammlungszelt
[Stiftshütte]. Mit qualvoller Spannung wartete dann das Volk auf ein
Zeichen, daß seine Fürbitte angenommen war. Würde sich Gott her-
abneigen, ihm zu begegnen, konnten sie hoffen, nicht völlig vertilgt
zu werden. Als sich daher die Wolkensäule niedersenkte und am
Eingang der Stiftshütte stand, weinte das Volk vor Freude, „und sie
standen auf und neigten sich, ein jeder in seines Zeltes Tür“.
2.Mose
33,10
.
Mose hatte den Eigensinn und die Verblendung derer, die seiner
Obhut anvertraut waren, kennengelernt. Er wußte um die Schwie-
rigkeiten, mit denen er zu kämpfen hatte. Und er begriff, daß er der
Hilfe Gottes bedurfte, wenn er sich beim Volke durchsetzen wollte.
Darum bat er um eine deutlichere Offenbarung seines Willens und
um die Gewißheit seiner Gegenwart: „Siehe, du sprichst zu mir:
Führe das Volk hinauf! und läßt mich nicht wissen, wen du mit mir
senden willst, wo du doch gesagt hast: Ich kenne dich mit Namen,
und du hast Gnade vor meinen Augen gefunden. Hab ich denn Gna-
de vor deinen Augen gefunden, so laß mich deinen Weg wissen,
damit ich dich erkenne und Gnade vor deinen Augen finde. Und sieh
doch, daß dies Volk dein Volk ist.“
2.Mose 33,12.13
.
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Gott antwortete: „Mein Angesicht soll vorangehen; ich will dich
zur Ruhe leiten.“
2.Mose 33,14
. Aber Mose war noch nicht zufrie-
dengestellt. Ihn bedrückte der Gedanke an die schrecklichen Folgen,
wenn Gott Israel in seiner Not und Verstocktheit sich selbst überließe.
Daß er von seinen Brüdern getrennt sein sollte, war ihm unerträglich.
Und so betete er, daß Gott seinem Volk wieder gnädig sein möge
und das Zeichen seiner Gegenwart sie auf ihrer Wanderung auch
weiterhin geleite: „Wenn nicht dein Angesicht vorangeht, so führe
uns nicht von hier hinauf. Denn woran soll erkannt werden, daß
ich und dein Volk vor deinen Augen Gnade gefunden haben, wenn
nicht daran, daß du mit uns gehst, so daß ich und dein Volk erhoben