Seite 309 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Götzendienst am Sinai
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werden vor allen Völkern, die auf dem Erdboden sind?“
2.Mose
33,14-16
.
Und der Herr sprach: „Auch das, was du jetzt gesagt hast, will ich
tun; denn du hast Gnade vor meinen Augen gefunden, und ich kenne
dich mit Namen.“
2.Mose 33,17
. Aber der Prophet ließ noch immer
nicht nach mit Bitten. Wohl hatte Gott alle seine Gebete beantwortet,
aber ihn verlangte nach größeren Zeichen der Gnade Gottes. Er erbat
nun etwas, das nie ein Mensch zuvor gewagt hatte: „Laß mich deine
Herrlichkeit sehen!“
2.Mose 33,18
.
Gott schalt seine Bitte nicht vermessen. Er antwortete ihm gnä-
dig: „Ich will vor deinem Angesicht all meine Güte vorübergehen
lassen.“
2.Mose 33,19
. Kein menschliches Wesen kann in seiner
sterblichen Beschaffenheit die unverhüllte Herrlichkeit Gottes schau-
en und am Leben bleiben. Aber Mose erhielt die Zusicherung, daß
er so viel davon sehen sollte, wie er zu ertragen vermochte. Wie-
derum wurde er aufgefordert, auf den Gipfel des Berges zu steigen.
Dann nahm die Hand, die die Welt geschaffen, die Hand, die Berge
versetzt, ehe sie es innewerden (vgl.
Hiob 9,5
), dieses Geschöpf aus
Staub, das doch ein so mächtiger Glaubensmann war, und stellte
es in eine Felskluft, während die Herrlichkeit Gottes und alle seine
Güte an ihm vorübergingen.
Dieses Erlebnis — vor allem die Verheißung, daß Gottes Gegen-
wart in seiner Nähe bleiben werde — war für Mose die Gewißheit
des guten Fortgangs seiner künftigen Arbeit. Sie war ihm unendlich
mehr wert als alle Gelehrsamkeit Ägyptens oder alle seine Kennt-
nisse als Staatsmann und Heerführer. Keine irdische Macht, keine
Gewandtheit oder Gelehrsamkeit kann Gottes bleibende Gegenwart
ersetzen.
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Es ist etwas Schreckliches für den Übertreter, „in die Hände
des lebendigen Gottes zu fallen“.
Hebräer 10,31
. Aber Mose stand
allein in der Gegenwart des Ewigen und fürchtete sich nicht, denn
seine Seele befand sich in Übereinstimmung mit dem Willen seines
Schöpfers. Der Psalmist sagt: „Wenn ich Unrechtes vorgehabt hätte
in meinem Herzen, so hätte der Herr nicht gehört.“
Psalm 66,18
.
Aber „der Herr ist denen Freund, die ihn fürchten; und seinen Bund
läßt er sie wissen“.
Psalm 25,14
.
Gott rief aus: „Herr, Herr, Gott, barmherzig und gnädig und ge-
duldig und von großer Gnade und Treue, der da Tausenden Gnade