Seite 310 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
bewahrt und vergibt Missetat, Übertretung und Sünde, aber unge-
straft läßt er niemand.“
2.Mose 34,6.7
.
„Mose neigte sich eilends zur Erde und betete an.“
2.Mose 34,8
.
Noch einmal bat er, daß Gott die Sünde seines Volkes vergeben und
es als sein Eigentum annehmen wolle. Sein Gebet wurde erhört. Der
Herr verhieß, seinen Bund mit Israel in Gnaden zu erneuern und um
seines Volkes willen Wunder zu tun, „wie sie nicht geschehen sind
in allen Landen und unter allen Völkern“.
2.Mose 34,10
.
Vierzig Tage und Nächte blieb Mose auf dem Berge und wurde
wie beim erstenmal während der ganzen Zeit auf wunderbare Weise
erhalten. Niemand hatte mit ihm hinaufgehen dürfen, noch war es
in der Zeit seiner Abwesenheit erlaubt, sich dem Berge zu nähern.
Auf Gottes Befehl hielt Mose zwei Tafeln von Stein bereit und trug
sie auf den Gipfel. Und wieder schrieb der Herr „auf die Tafeln die
Worte des Bundes, die Zehn Worte“.
2.Mose 34,18
.
Während jener langen Zeit der Gemeinschaft mit Gott hatte Mo-
ses Angesicht die Herrlichkeit der göttlichen Gegenwart widerge-
spiegelt. Als er vom Berge herabkam, wußte er nicht, daß sein Antlitz
noch stark leuchtete. Solcher Glanz verklärte auch das Gesicht des
Stephanus, als er vor seine Richter gebracht wurde: „Sie sahen auf
ihn alle, die im Rat saßen, und sahen sein Angesicht wie eines Engels
Angesicht.“
Apostelgeschichte 6,15
. Aaron und das Volk wichen vor
Mose zurück und „fürchteten sich, ihm zu nahen“.
2.Mose 34,30
.
Er bemerkte wohl, daß sie bestürzt und entsetzt waren, wußte aber
nicht den Grund dafür und nötigte sie, näherzukommen. Er hielt
ihnen das Pfand der Versöhnung mit Gott hin und bestätigte ihnen
die Erneuerung seiner Gnade. Sie spürten in seiner Ausdrucksweise
nur Liebe und dringendes Bitten, und schließlich wagte es einer,
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nahe heranzukommen. Zu ehrfurchtsvoll, um sprechen zu können,
wies er schweigend auf Moses Angesicht und dann gen Himmel. Da
verstand der Führer des Volkes seine Geste. Im Bewußtsein ihrer
Schuld litten die Israeliten noch unter dem göttlichen Mißfallen
und konnten das himmlische Licht nicht ertragen. Wären sie Gott
gehorsam geblieben, hätte es sie mit Freude erfüllt. In der Schuld
lebt Furcht. Eine Seele, die frei von Sünde ist, möchte sich nicht vor
dem Licht des Himmels verbergen.