Seite 314 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
übten einen weitreichenden Einfluß aus. Die heidnischen Priester
gerieten in Unruhe, als sie sahen, wie der neue Glaube Eingang fand.
Mit dem gleichen Haß erfüllt, den Satan gegen den Gott des Him-
mels hegt, nahmen sie sich vor, diese Erkenntnis zu unterdrücken.
Die Erziehung des Thronerben war den Priestern anvertraut, und die-
se entschlossene Gottesgegnerschaft einerseits und der Eifer für die
Götter andererseits prägten die Persönlichkeit des künftigen Königs
und führte letztlich zu der grausamen Unterdrückung der Hebräer.
In den 40 Jahren nach Moses Flucht aus Ägypten schien die
Abgötterei gesiegt zu haben. Jahr um Jahr wurde das Gottvertrauen
der Israeliten geringer. König und Volk triumphierten in ihrer Macht
und verhöhnten den Gott Israels. Und diese Gesinnung breitete
sich aus, bis sie ihren Höhepunkt in jenem Pharao erreichte, dem
Mose gegenübertrat. Als der Hebräer mit einer Botschaft von Jahwe,
dem Gott Israels, zum König kam, war es nicht Unkenntnis über
den wahren Gott, sondern ein Trotzen auf seine Macht, das ihn
die Antwort geben ließ: „Wer ist der Herr, daß ich ihm gehorchen
müsse ...? Ich weiß nichts von dem Herrn.“
2.Mose 5,2
. Vom Anfang
bis zum Ende entsprang Pharaos Widerstand gegen den göttlichen
Befehl also nicht der Unwissenheit, sondern dem Haß und trotziger
Verachtung.
Obwohl die Ägypter die Gotteserkenntnis so lange verworfen
hatten, gab ihnen der Herr doch noch Gelegenheit zur Umkehr. Zu
Josephs Zeit war Ägypten für Israel ein Zufluchtsort gewesen. Mit
den Wohltaten, die man seinem Volk erwies, war Gott geehrt wor-
den, und jetzt ließ der Langmütige, der langsam zum Zorn und voll
Mitleids ist, zwischen jedem Strafgericht eine Gnadenfrist verstrei-
chen. Die Ägypter wurden durch eben die Dinge verdammt, die sie
anbeteten, und hatten Klarheit über die Macht Jahwes. Alle, die es
wollten, konnten sich vor Gott demütigen und diesen Strafgerichten
entrinnen. Und wirklich hatte der blinde Eifer und die Halsstarrig-
keit des Königs die Ausbreitung der Gotteserkenntnis unter vielen
Ägyptern zur Folge.
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Weil die Israeliten dazu neigten, sich mit Heiden zu verbinden
und deren Götzendienst nachzuahmen, ließ Gott es zu, daß sie nach
Ägypten hinabzogen. Dort waren durch Josephs weithin spürbaren
Einfluß die Umstände dafür günstig, ein abgesondertes Volk zu blei-
ben. Hier sollte ihnen auch der grobe Götzendienst der Ägypter und