Seite 355 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Das Gesetz und die Bündnisse
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keit zu Gott und mit Vertrauen zu seiner helfenden Kraft. Er hatte
sich ihnen unauflöslich verbunden als ihr Befreier aus zeitlicher
Knechtschaft.
Aber es gab noch eine wichtigere Wahrheit, die sich ihnen ein-
prägen sollte. Inmitten von Götzendienst und Verdorbenheit hatten
sie weder eine rechte Vorstellung von der Heiligkeit Gottes noch von
ihrer großen Sündhaftigkeit und völligen Unfähigkeit, dem Gesetz
Gottes aus eigener Kraft zu gehorchen, und auch nicht von ihrer
Erlösungsbedürftigkeit. Das alles mußten sie erst verstehen lernen.
Gott führte sie zum Sinai. Hier offenbarte er ihnen seine Herr-
lichkeit. Er gab ihnen sein Gesetz und verhieß ihnen unter der Be-
dingung des Gehorsams große Segnungen: „Werdet ihr nun meiner
Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr ... mir ein
Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein.“
2.Mose 19,5.6
.
Die Volksmenge aber erkannte weder ihre Sündhaftigkeit noch die
Unmöglichkeit, ohne Christus Gottes Gesetz halten zu können! Be-
reitwillig ging sie den Bund mit Gott ein. In dem Bewußtsein, aus
sich heraus zur Gerechtigkeit fähig zu sein, erklärten die Israeliten:
„Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun und darauf hören.“
2.Mose 24,7
. Sie hatten die Gesetzesverkündigung in schrecklicher
Majestät am Berge erlebt und vor Furcht gezittert. Aber es vergingen
nur wenige Wochen, bis sie ihren Bund mit Gott brachen und sich
in Anbetung vor einem gegossenen Bild beugten. Sie konnten mit
Hilfe eines Bundes, den sie verletzt hatten, nicht mehr auf Gottes
Gnade hoffen; aber sie begriffen nun ihre Sündhaftigkeit und die
Notwendigkeit der Vergebung. Jetzt spürten sie, wie dringend sie
den Erlöser brauchten, der im Bund mit Abraham bereits geoffenbart
und in den Opfern vorgeschattet war. So fühlten sie sich nunmehr
Gott durch Glauben und Liebe als ihrem Erretter aus der Knecht-
schaft der Sünde verbunden. Jetzt erst waren sie innerlich darauf
vorbereitet, die Segnungen des Neuen Bundes richtig zu erfassen.
Die Bedingungen des Alten Bundes waren: Gehorche und lebe.
Ich gab ihnen „meine Gebote ..., durch die der Mensch lebt, der
sie hält.“
Hesekiel 20,11
; vgl.
3.Mose 18,5
. Aber „verflucht sei,
wer nicht alle Worte dieses Gesetzes erfüllt, daß er danach tue!“
5.Mose 27,26
. Der Neue Bund beruhte auf „besseren Verheißungen“
[351]
(
Hebräer 8,6
), den Verheißungen der Sündenvergebung und der Gna-
de Gottes, die das Herz erneuert und in Übereinstimmung mit den