Seite 377 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

Die zwölf Kundschafter
373
fung gerecht war. Die zehn untreuen Kundschafter, von Gott mit
einer Seuche geschlagen, kamen vor den Augen des ganzen Volkes
um; und an ihrem Schicksal erkannte es sein eigenes Urteil.
Jetzt schienen die Israeliten ihr sündiges Verhalten aufrichtig zu
bereuen. Aber sie trauerten mehr über dessen Folgen anstatt über
ihre Undankbarkeit und ihren Ungehorsam. Als sie merkten, daß der
Herr ihnen gegenüber nicht nachgab, wurde ihr Eigenwille von neu-
em wach. Sie erklärten, nicht in die Wüste zurückkehren zu wollen.
Als Gott ihnen befohlen hatte, sich vom Land ihrer Feinde zurückzu-
ziehen, wollte er ihre scheinbare Fügsamkeit prüfen, und nun erwies
es sich, daß sie nicht echt war. Sie wußten wohl, wie schwer sie
gesündigt hatten, als sie ihren unbeherrschten Gefühlen die Zügel
schießen ließen und versuchten, gerade jene beiden Kundschafter
zu töten, die so dringend zum Gehorsam gegen Gott aufgefordert
hatten. Aber sie waren nur über den schlimmen Fehler erschrocken,
den sie begangen hatten und dessen Folgen sich für sie als unheilvoll
erweisen konnten. Sie waren noch unbekehrt, und es bedurfte nur
der Gelegenheit für einen neuen Aufruhr. Diese bot sich, als Mose
ihnen in göttlicher Vollmacht befahl, in die Wüste zurückzukehren.
Der Ratschluß, daß Israel in den nächsten vierzig Jahren Kanaan
nicht betreten durfte, war für Mose, Aaron, Kaleb und Josua eine
bittere Enttäuschung. Doch ohne aufzubegehren nahmen sie die
göttliche Entscheidung an. Diejenigen allerdings, die sich über Gott
beklagt und erklärt hatten, sie würden nach Ägypten zurückkehren,
weinten und jammerten nun sehr, als ihnen die früher verachteten
Segnungen entzogen wurden. Sie hätten über nichts zu klagen ge-
habt, aber nun gab Gott ihnen Ursache zum Weinen. Hätten sie über
ihre Sünde getrauert, als sie ihnen so gewissenhaft vorgehalten wur-
de, wäre dieses Urteil nicht über sie ausgesprochen worden. Aber
sie grämten sich nur über das Strafgericht. Ihr Kummer war keine
Reue, deshalb konnte das Urteil auch nicht umgestoßen werden.
So verging die Nacht mit Wehklagen; aber am Morgen erwachte
neue Hoffnung in ihnen: Sie wollten die Folgen ihrer Feigheit wett-
machen. Als Gott ihnen geboten hatte, hinaufzuziehen und das Land
[372]
einzunehmen, hatten sie sich geweigert; als er nun ihre Umkehr
anordnete, begehrten sie wieder auf. Jetzt nahmen sie sich vor, sich
des Landes zu bemächtigen und es in Besitz zu nehmen; es konnte