Seite 378 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
ja immerhin sein, daß Gott ihre Anstrengungen gelten ließ und dann
seine Absicht mit ihnen änderte.
Gott hatte ihnen das Recht eingeräumt und es ihnen andrerseits
auch zur Pflicht gemacht, zu jener Zeit in das Land zu ziehen, wenn
er es ihnen gebieten würde. Aber nach ihrem eigensinnigen Verzicht
zog er diese Erlaubnis zurück. Satan hatte sein Ziel erreicht, nämlich
sie am Einzug nach Kanaan zu hindern. Nun reizte er sie, angesichts
des göttlichen Verbots gerade das zu tun, was sie zuvor ablehnten,
als Gott es forderte. So gewann der große Betrüger wieder den
Sieg, indem er sie zum zweiten Mal zum Aufruhr verführte. Sie
hatten die Kraft Gottes bezweifelt, die ihre Anstrengungen bei der
Einnahme Kanaans unterstützen wollte. Jetzt aber wagten sie es gar
ohne göttliche Hilfe, nur aus eigener Kraft. „Wir haben an dem Herrn
gesündigt“, riefen sie aus, „wir wollen hinaufziehen und kämpfen,
wie uns der Herr, unser Gott, geboten hat.“
5.Mose 1,41
. Infolge
ihrer Übertretung waren sie völlig verblendet; denn niemals hatte
ihnen der Herr geboten, hinaufzuziehen und zu kämpfen. Sie sollten
das Land nicht durch Krieg gewinnen, sondern durch unbedingte
Befolgung seiner Gebote.
Obwohl es im Innersten seines Herzens unverändert war, hatte
es das Volk über sich gebracht, die Sündhaftigkeit und Torheit seiner
Empörung nach dem Bericht der Kundschafter zu bekennen. Auch
begriffen die Hebräer nun den Wert des Segens, den sie so übereilt
verworfen hatten. Und sie gaben zu, daß ihr eigener Unglaube sie
aus Kanaan ausschloß. „Wir haben ... gesündigt“ (
5.Mose 1,41
),
sagten sie und räumten damit ein, daß der Fehler bei ihnen und nicht
bei Gott lag, den sie so boshaft beschuldigt hatten, er habe seine
Verheißungen nicht wahr gemacht. Wenn auch ihr Bekenntnis keiner
echten Reue entsprang, ließ es doch erkennen, daß Gott bei seinem
Handeln mit ihnen gerecht geblieben war.
Der Herr bewegt die Menschen noch heute in ähnlicher Weise,
daß sie zur Verherrlichung seines Namens seine Gerechtigkeit aner-
kennen. Viele lieben ihn angeblich, beklagen sich aber über seine
Schicksalsfügungen, mißachten seine Verheißungen und erliegen
der Versuchung. Dadurch verbinden sie sich mit bösen Engeln, die
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darauf aus sind, Gottes Absichten zunichte zu machen. Obwohl sie
dann keine wahre Reue empfinden, kommen solche Menschen doch
durch die von Gott gefügten äußeren Umstände dahin, sich von ih-