Seite 39 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die Versuchung und der Sündenfall
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Übertretung verzeihen oder ihnen keine solch schreckliche Strafe
auferlegen würde, wie sie zunächst befürchteten.
Satan frohlockte über seinen Erfolg. Er hatte die Frau dazu
verleiten können, der Liebe Gottes zu mißtrauen, seine Weisheit
anzuzweifeln und sein Gebot zu übertreten. Durch sie fiel auch
Adam.
Aber der große Gesetzgeber machte Adam und Eva die Folgen
ihrer Übertretung deutlich. Die Gegenwart Gottes offenbarte sich
im Garten. In Unschuld und Heiligkeit hatten sie sonst das Nahen
ihres Schöpfers mit Freuden begrüßt. Jetzt flohen sie angsterfüllt und
versuchten, sich in den entferntesten Schlupfwinkeln des Gartens
zu verbergen. Aber „Gott der Herr rief Adam und sprach zu ihm:
Wo bist du? Und er sprach: Ich hörte dich im Garten und fürchtete
mich; denn ich bin nackt, darum versteckte ich mich. Und er sprach:
Wer hat dir gesagt, daß du nackt bist? Hast du nicht gegessen von
dem Baum, von dem ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?“
1.Mose 3,9-11
.
Adam konnte seine Sünde weder leugnen noch entschuldigen.
Aber anstatt Reue zu zeigen, suchte er die Schuld auf seine Frau und
damit auf Gott selbst abzuwälzen: „Das Weib, das du mir zugesellt
hast, gab mir von dem Baum, und ich aß.“
1.Mose 3,12
. Freiwillig,
aus Liebe zu Eva hatte er Gottes Wohlgefallen, seine Heimat im
Paradies und ein ewiges Leben in Freude aufgeben wollen. Nun
machte er die Gefährtin und sogar den Schöpfer selbst für seine
Übertretung verantwortlich. So furchtbar ist die Macht der Sünde.
Als die Frau gefragt wurde: „Warum hast du das getan?“ antwor-
tete sie: „Die Schlange betrog mich, so daß ich aß.“
1.Mose 3,13
.
„Warum erschufest du die Schlange? Warum erlaubtest du ihr, Eden
zu betreten?“ Diese Gegenfragen lagen in Evas Entschuldigung.
Damit versuchte sie wie Adam, Gott die Verantwortung für ihren
Fall zuzuschreiben. Der Geist der Selbstrechtfertigung hat seinen
Ursprung im Vater der Lüge. Unsere ersten Eltern gaben sich ihm
hin, sobald sie dem Einfluß Satans erlegen waren. Seitdem haben
alle Adamskinder denselben Geist an den Tag gelegt. Statt ihre Sün-
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de demütig zu bekennen, suchten sie sich zu verteidigen, indem sie
ihre Schuld auf andere abwälzten, auf die Umstände oder auf Gott.
Dabei nahmen sie sogar seine Segnungen zum Anlaß, gegen ihn
aufzubegehren.