Seite 396 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
das vierte Gebot offen zu übertreten. Er ging am Sabbat hinaus,
um Holz zu sammeln. Während des Aufenthaltes in der Wüste war
das Anzünden von Feuer am siebenten Tage streng untersagt. Vgl.
2.Mose 35,3
. Das Verhalten dieses Mannes war eine absichtliche,
wohlüberlegte Verletzung des vierten Gebotes, also keine Sünde aus
Gedankenlosigkeit oder Unkenntnis, sondern aus Vermessenheit.
Er wurde bei der Tat ergriffen und zu Mose gebracht. Wohl war
bereits verkündet worden, daß Sabbatübertretung mit dem Tode be-
straft werden sollte; aber Gott hatte noch nicht kundgetan, wie die
Strafe zu vollziehen war. Mose legte Gott den Fall vor, und der Herr
antwortete: „Der Mann soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde
soll ihn steinigen draußen vor dem Lager.“
4.Mose 15,35
. Gotteslä-
sterung und absichtliche Sabbatübertretung wurden mit derselben
Strafe geahndet, weil beide Ausdruck von Gottesverachtung waren.
In unserer Zeit lehnen die meisten den Schöpfungssabbat als
jüdische Einrichtung ab. Sie behaupten, wenn er schon gehalten
werden sollte, müßte seine Verletzung mit dem Tode bestraft werden.
Aber wir sehen, daß auf Gotteslästerung dieselbe Strafe stand wie
auf Sabbatübertretung. Darf man daraus schlußfolgern, daß auch das
dritte Gebot abgeschafft und nur für die Juden verbindlich ist? Dann
müßte man doch die Beweisführung, die sich aus der Todesstrafe
ableitet, neben dem vierten auch auf das dritte und fünfte Gebot, ja
fast auf alle zehn Gebote anwenden. Sofern Gott die Übertretung
seines Gesetzes jetzt nicht mit zeitlichen Strafen belegt, sagt sein
Wort doch, daß der Sünde Sold der Tod ist. Und bei der endgültigen
Vollstreckung des Gerichtes wird es sich herausstellen, daß der Tod
das Teil derer ist, die seine heiligen Gebote übertreten haben.
Während der vierzig Jahre in der Wüste wurden die Israeliten
jede Woche durch das Mannawunder an die heilige Verpflichtung
erinnert, den Sabbat einzuhalten. Doch nicht einmal das machte
sie gehorsam. Wenn sie auch keine so offenkundigen und dreisten
Übertretungen wagten wie jene, die die erwähnte schwere Bestra-
fung zur Folge hatte, waren sie doch dem vierten Gebot gegenüber
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sehr nachlässig. Durch seine Propheten ließ Gott verkünden: „Sie
entheiligten meine Sabbate sehr.“
Hesekiel 20,13
. Und das zählt mit
zu den Gründen, weshalb die erste Generation aus dem verheiße-
nen Lande ausgeschlossen wurde. Allerdings lernten ihre Kinder
nicht daraus. Während der vierzigjährigen Wanderung mißachteten