Seite 402 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Ihr Geschrei richtete sich gegen Mose und Aaron: „Warum habt
ihr die Gemeinde des Herrn in diese Wüste gebracht, daß wir hier
sterben mit unserm Vieh? Und warum habt ihr uns aus Ägypten
geführt an diesen bösen Ort, wo man nicht säen kann, wo weder
Feigen noch Weinstöcke noch Granatäpfel sind und auch kein Wasser
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zum Trinken ist?“
4.Mose 20,4.5
.
Da gingen Mose und Aaron zur Tür der Stiftshütte und fielen
betend vor Gott nieder. Abermals erschien „die Herrlichkeit des
Herrn“, und Mose erhielt den Befehl: „Nimm den Stab und ver-
sammle die Gemeinde, du und dein Bruder Aaron, und redet zu dem
Felsen vor ihren Augen; der wird sein Wasser geben. So sollst du
ihnen Wasser aus dem Felsen hervorbringen.“
4.Mose 20,6.8
.
Die beiden Brüder, bereits bejahrte Männer, traten vor das Volk,
und Mose hielt den Stab Gottes in der Hand. Lange genug hatten sie
Israels Aufsässigkeit und Halsstarrigkeit ertragen. Nun aber war es
auch mit Moses Geduld vorbei. „Höret, ihr Ungehorsamen“, rief er,
„werden wir euch wohl Wasser hervorbringen können aus diesem
Felsen?“
4.Mose 20,10
. Und statt mit dem Felsen zu reden, wie Gott
geboten hatte, schlug er ihn zweimal mit dem Stabe.
Überreichlich strömte das Wasser hervor, um das Volk zu be-
friedigen. Dennoch war großer Schaden angerichtet worden. Mose
hatte in der Erregung gesprochen; darum waren seine Worte mehr
Ausdruck menschlichen Ärgers gewesen als heiliger Entrüstung dar-
über, daß Gott hier entehrt worden war. „Höret, ihr Ungehorsamen“,
hatte er gerufen. Diese Beschuldigung traf zu, aber nicht einmal die
Wahrheit darf leidenschaftlich oder ungeduldig vertreten werden.
Wenn Gott Mose auftrug, Israel wegen seiner Empörung zu tadeln,
war ihm das schmerzlich und für das Volk schwer zu ertragen. Doch
Gott hatte ihm geholfen, diese Botschaft weiterzugeben. Als er ihnen
aber von sich aus Vorwürfe machte, betrübte er den Geist Gottes
und schadete dem Volke nur. Hier fehlte es ihm ganz offensichtlich
an Geduld und Selbstbeherrschung. So gab er den Israeliten Anlaß
zu der Frage, ob er wohl in der Vergangenheit immer unter Gottes
Leitung gestanden habe. Außerdem ließen sich auch ihre eigenen
Sünden entschuldigen, denn nun hatten beide, das Volk und Mose,
Gott erzürnt. Seine Art und Weise, meinten sie, hätte von Anfang
an Veranlassung zu Kritik und Tadel gegeben. Jetzt hatten sie den