Seite 405 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Mose schlägt den Felsen
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die Strafgerichte zur Last gelegt wurden, die sie verschuldeten. Er
erzählte ihnen, wie sehr er Gott gebeten habe, ihm die Strafe zu
erlassen, und daß er es ihm abgeschlagen habe. „Aber der Herr war
erzürnt auf mich um euretwillen und erhörte mich nicht.“
5.Mose
3,26
.
[399]
Bei jeder Schwierigkeit und in allen Prüfungen beschuldigten
die Israeliten sogleich Mose, er habe sie aus Ägypten geführt, als
ob Gott damit nichts zu tun gehabt hätte. Während der Jahre der
Wanderung hatte Mose ihnen wiederholt gesagt, wenn sie sich über
die Beschwerlichkeiten unterwegs beklagten und gegen ihre Leiter
murrten: „Euer Murren richtet sich gegen Gott. Nicht ich, sondern
Gott hat eure Befreiung bewirkt.“ Aber seine voreiligen Worte vor
dem Felsen: „Werden wir euch wohl Wasser hervorbringen können?“
(
4.Mose 20,10
) klangen wie ein Zugeständnis auf ihre Angriffe. Das
konnte sie in ihrem Unglauben bestärken und ihr Klagen rechtfer-
tigen. Diesen Eindruck wollte der Herr für immer bei dem Volk
beseitigen, darum durfte Mose das verheißene Land nicht betreten.
Das war andererseits ein unmißverständlicher Beweis, daß nicht
Mose ihr Führer war, sondern der mächtige Engel, von dem der Herr
gesagt hatte: „Siehe, ich sende einen Engel vor dir her, der dich
behüte auf dem Wege und dich bringe an den Ort, den ich bestimmt
habe. Hüte dich vor ihm und gehorche seiner Stimme, ... weil mein
Name in ihm ist.“
2.Mose 23,20.21
.
„Der Herr war erzürnt auf mich um euretwillen“ (
5.Mose 3,26
),
sagte Mose. Jeder in Israel sah auf ihn, und seine Sünde warf auch
einen Schatten auf Gott, der ja Mose zum Führer seines Volkes be-
stimmt hatte. Die ganze Gemeinde wußte also um dessen Schuld,
und hätte Gott sie bei ihm hingehen lassen, wäre der Eindruck ent-
standen, bei den Verantwortlichen würden Unglaube und Ungeduld
mit Nachsicht behandelt, sofern sie der Erregung entsprangen. Als
aber laut wurde, Mose und Aaron dürften wegen dieser einen Sün-
de Kanaan nicht betreten, erkannte das Volk, daß es bei Gott kein
Ansehen der Person gibt und er den Sünder ganz gewiß bestraft.
Die Geschichte Israels wurde zur Lehre und als Warnung für
kommende Geschlechter aufgezeichnet. Die Menschen aller künfti-
gen Zeiten sollten in dem Gott des Himmels einen gerechten Richter
sehen, der Sünde unter keinen Umständen gutheißt. Aber nur wenige
vergegenwärtigen sich die ganze Schwere der Schuld. Sie wiegen