Seite 406 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
sich in der falschen Hoffnung, daß Gott zu gut sei, den Übertreter
zu bestrafen. Im Licht der biblischen Geschichte ist jedoch klar er-
sichtlich, daß gerade seine Güte und Liebe ihn nötigen, die Sünde
als ein verderbenbringendes Übel für den Frieden und das Glück des
Weltalls zu behandeln.
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Nicht einmal Moses Rechtschaffenheit und Treue konnten die
Vergeltung für sein Unrecht abwenden. Dem Volke hatte Gott schwe-
re Schuld vergeben, aber was die Sünde angeht, durfte er Führer und
Geführte nicht gleich behandeln. Er hatte Mose mehr ausgezeichnet
als irgendeinen Menschen auf Erden. Er offenbarte ihm seine Herr-
lichkeit und gab Israel durch ihn seine Gebote. Aber gerade weil
Mose so große Erleuchtung und Erkenntnis besaß, wog seine Sünde
um so schwerer. Treue in der Vergangenheit kann auch nicht eine
unrechte Tat sühnen. Je größer Wissen und Vorzüge sind, die einem
Menschen geschenkt wurden, desto größer ist seine Verantwortung,
desto schwerer wiegt sein Versagen und ist seine Strafe.
In den Augen der Menschen hatte sich Mose keines großen Ver-
gehens schuldig gemacht. Seine Sünde war ein ganz gewöhnlicher
Vorfall. Der Psalmist sagt, „daß ihm unbedachte Worte entfuhren“.
Psalm 106,33
. Nach menschlichem Ermessen mag das geringfü-
gig gewesen sein. Aber wenn Gott wegen dieser Sünde mit seinem
treuesten, hochgeachteten Diener so streng verfuhr, wird er sie auch
bei andern nicht entschuldigen. Überheblichkeit und die Neigung,
unsere Brüder zu kritisieren, mißfallen Gott. Wer sich diese Unart
erlaubt, stellt das Werk Gottes in Frage und liefert dem Zweifler
einen Vorwand für seinen Unglauben. Je bedeutsamer die Stellung,
je größer der Wirkungsbereich ist, desto notwendiger ist es, sich in
Geduld und Demut zu üben.
Wenn Satan Gottes Kinder, besonders die in verantwortlichen
Stellungen, dahin bringen kann, die Gott gebührende Ehre für sich
in Anspruch zu nehmen, triumphiert er. Dann hat er wieder einen
Sieg gewonnen. Ganz genauso war es bei seinem Fall. Deshalb ist er
so erfolgreich, andere zu ihrem Verderben zu verführen. Damit wir
gegen seine Anschläge auf der Hut seien, hat Gott in seinem Wort
viele Male vor der Überheblichkeit gewarnt. Es gibt keinen Wunsch
und keine Veranlagung oder Neigung, die nicht in jedem Augen-
blick unter der Leitung des Geistes Gottes stehen müßten. Es gibt
keinen Segen, den Gott schenkt, keine Versuchung, die er zuläßt, die