Seite 410 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Gottlosigkeit voll war. Für die Edomiter dagegen war noch Bewäh-
rungszeit, deshalb sollten sie rücksichtsvoll behandelt werden. Gott
hat Gefallen an der Barmherzigkeit und bekundet Mitleid, ehe er
Strafgerichte verhängt. Er lehrte Israel, die Edomiter zu schonen,
bevor er sie aufforderte, Kanaans Einwohner auszurotten.
Die Vorfahren Edoms und Israels waren Brüder. Zwischen ih-
nen sollte deshalb auch brüderliche Freundlichkeit und Höflichkeit
herrschen. Den Israeliten wurde sogar untersagt, weder jetzt noch in
der Zukunft die Beleidigung zu vergelten, die die Edomiter ihnen
zufügten, als man den Durchzug verweigerte. Sie sollten auch nicht
damit rechnen, jemals einen Teil des Landes Edom zu besitzen. Als
Gottes auserwähltes, begnadetes Volk mußten sie die ihnen aufer-
legten Einschränkungen sorgfältig beachten. Gott hatte ihnen ein
beträchtliches Erbe verheißen; aber sie sollten nicht denken, daß sie
allein Ansprüche auf Erden hätten und alle andern beiseite drängen
dürften. Ihnen wurde befohlen, sich im Umgang mit den Edomitern
vor jedem Unrecht zu hüten. Sie sollten wohl mit ihnen Handel
treiben, indem sie die benötigten Lebensmittel erwarben und alles
Empfangene sofort bezahlten. Als Ermutigung, ihm zu vertrauen
und seinem Wort zu gehorchen, erinnerte Gott sie daran: „Der Herr,
dein Gott, hat dich gesegnet ... An nichts hast du Mangel gehabt.“
5.Mose 2,7
. Sie waren keineswegs abhängig von den Edomitern,
denn sie hatten einen an Mitteln reichen Gott. Sie sollten sich auch
nichts mit Gewalt oder Betrug anzueignen suchen. Im Umgang mit
ihnen galt es, das göttliche Gesetz vorzuleben: „Du sollst deinen
Nächsten lieben wie dich selbst.“
3.Mose 19,18
.
Wären sie mit dieser Einstellung durch Edom gezogen, wie Gott
es beabsichtigte, hätte der Durchzug nicht nur für sie, sondern auch
für die Bewohner des Landes segensreich werden können. Er hätte
ihnen nämlich Gelegenheit geboten, Gottes Volk und seinen Gottes-
dienst kennenzulernen und zu erfahren, wie der Gott Jakobs denen
Wohlergehen schenkte, die ihn liebten und fürchteten. All das ver-
hinderte Israels Unglaube. Gott spendete ihnen auf ihr Jammern hin
Wasser, aber er ließ zu, daß sie sich durch ihren Kleinglauben selbst
schadeten. Wieder mußten sie die Wüste durchqueren und ihren
Durst aus der wundersamen Quelle stillen, die nicht länger nötig
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gewesen wäre, wenn sie nur Gott vertraut hätten.