Seite 412 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Gesichtern, wenn sie daran dachten, was sie vom Erbe ihrer Väter
ausschloß.
Aarons Werk für Israel war getan. Vierzig Jahre zuvor hatte Gott
ihn im Alter von dreiundachtzig Jahren zusammen mit Mose zu
seiner bedeutungsvollen Aufgabe berufen. Mit seinem Bruder hatte
er die Kinder Israel aus Ägypten geführt. Er stützte Moses Hände,
als das hebräische Heer gegen Amalek kämpfte. Er durfte mit auf
den Berg Sinai steigen, der Gegenwart Gottes nahen und seine Herr-
lichkeit schauen. Der Herr hatte Aarons Familie das Priestertum
übertragen und ihn zum Hohenpriester geweiht. Er verteidigte ihn in
seinem heiligen Amt durch das schreckliche Gottesgericht, mit dem
er Korah und dessen Anhänger vertilgte. Durch Aarons Fürsprache
wurde der Plage Einhalt geboten. Als seine beiden Söhne starben,
weil sie Gottes ausdrücklichen Befehl mißachtet hatten, begehrte
er nicht auf, er murrte nicht einmal. Und doch ist seine sonst so
vortreffliche Lebensgeschichte stark beeinträchtigt worden. Aaron
versündigte sich schwer, als er am Sinai den Klagen des Volkes
nachgab und das goldene Kalb goß; die zweite schwere Sünde war
sein und Mirjams Neid auf Mose, als sie gegen ihn murrten. Ge-
meinsam mit Mose erzürnte er den Herrn dann bei Kadesch, als er
dem Befehl, mit dem Felsen zu reden, damit er Wasser gäbe, nicht
gehorchte.
Gott wollte, daß diese beiden hervorragenden Verantwortungs-
träger seines Volkes stellvertretend auf Christus wiesen. Aaron trug
Israels Namen auf seiner Brust. Er teilte dem Volk den Willen Got-
tes mit. Am Versöhnungstage betrat er als Mittler ganz Israels das
Allerheiligste „nicht ohne Blut“.
Hebräer 9,7
. Nach dieser Handlung
trat er wieder heraus und segnete die Gemeinde, so wie Christus
kommen wird, um die auf ihn wartenden Gläubigen zu segnen, wenn
sein Versöhnungswerk abgeschlossen ist. Gerade diese Erhabenheit
seiner heiligen Amtstätigkeit als Vertreter unseres großen Hohen-
priesters machte Aarons Sünde bei Kadesch so schwer.
Zutiefst betrübt nahm Mose Aaron die heiligen Gewänder ab
und legte sie Eleasar an, der so durch göttliche Berufung dessen
Nachfolger wurde. Wegen der eben genannten Schuld bei Kadesch
blieb es Aaron versagt, als Hoherpriester in Kanaan zu amtieren, das
erste Opfer im Gelobten Lande darzubringen und auf diese Weise
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Israels Erbe zu weihen. Mose mußte seine Bürde weiterhin tragen