Seite 413 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Die Reise um Edom
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und das Volk bis unmittelbar an die Grenze Kanaans führen. Dann
sollte er das verheißene Land sehen, aber betreten durfte er es nicht.
Hätten diese Diener Gottes vor dem Felsen bei Kadesch die Probe
widerspruchslos bestanden, wie ganz anders hätte sich ihre Zukunft
gestaltet! Keine unrechte Tat läßt sich ungeschehen machen. So
kann es kommen, daß ein ganzes Lebenswerk nicht aufzuwiegen
vermag, was in einem einzigen Augenblick der Versuchung oder der
Gedankenlosigkeit verlorenging.
Die Abwesenheit der beiden Führerpersönlichkeiten und der
Umstand, daß Eleasar sie begleitete, von dem man wohl wußte, daß
er Aarons Nachfolger im heiligen Dienst werden sollte, weckte all-
gemein Befürchtungen. Unruhig wartete man auf ihre Rückkehr.
Als die Israeliten sich unter ihrer großen Schar umschauten, wur-
den sie gewahr, daß fast alle Erwachsenen, die einst aus Ägypten
gezogen waren, in der Wüste umgekommen waren. Da überfiel sie
die Ahnung von Unheil, weil sie an das über Mose und Aaron ge-
sprochene Urteil dachten. Manche wußten auch von dem Zweck
jener geheimnisvollen Wanderung zum Berge Hor, und die Sorge
um sie wurde noch gesteigert durch schmerzliche Erinnerungen und
Selbstanklagen.
Endlich erkannten sie Mose und Eleasar, wie sie langsam den
Berg herabstiegen. Aber Aaron war nicht bei ihnen. Eleasar trug
die priesterlichen Gewänder. Damit wurde deutlich, daß er seines
Vaters Nachfolger im heiligen Dienst geworden war. Als sich das
Volk niedergedrückt um sie versammelte, erzählte ihnen Mose, daß
Aaron auf dem Berge Hor in seinen Armen verschieden sei und sie
ihn dort begraben hätten. Da brach die ganze Gemeinde in lautes
Wehklagen aus, denn alle hatten Aaron lieb, wenn sie ihm auch oft
Kummer bereitet hatten. Sie „beweinten ihn dreißig Tage, das ganze
Haus Israel“.
4.Mose 20,29
.
Über das Begräbnis des israelitischen Hohenpriesters sagt die
Heilige Schrift schlicht: „Dort starb Aaron und wurde daselbst begra-
ben.“
5.Mose 10,6
. In welch auffallendem Gegensatz zu den jetzigen
Bräuchen steht diese Bestattung, die nach der ausdrücklichen Ver-
fügung Gottes vollzogen wurde. Heutzutage bietet die Beerdigung
eines hochgestellten Mannes oft Anlaß zu übertriebenem Aufwand.
Als Aaron starb, einer der besten Männer, die jemals gelebt haben,
waren nur zwei der nächsten Angehörigen Zeugen seines Todes, und
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