Seite 416 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

412
Patriarchen und Propheten
eine heftige Entzündung und schnellen Tod verursachte. Als Gott
seine schützende Hand von den Kindern Israel zurückzog, wurden
[410]
viele von diesen giftigen Tieren angegriffen und gebissen.
Nun herrschten Schrecken und Verwirrung im ganzen Lager.
Fast in jedem Zelt gab es Sterbende oder Tote. Niemand war si-
cher. Oft zerrissen durchdringende Schreie die Stille der Nacht und
verrieten neue Opfer. Alle bemühten sich eifrig um die Leidenden
oder suchten mit verzweifelter Sorge die zu schützen, die noch nicht
gebissen waren. Keine Klage kam jetzt über ihre Lippen. Wenn sie
die gegenwärtigen Leiden mit den früheren Schwierigkeiten und
Prüfungen verglichen, schienen diese nicht mehr der Rede wert zu
sein.
Nun endlich demütigte sich das Volk vor Gott. Sie kamen mit
ihrem Bekenntnis und ihrer dringenden Bitte zu Mose. „Wir haben
gesündigt“, sagten sie, „daß wir wider den Herrn und wider dich
geredet haben.“
4.Mose 21,7
. Kurz zuvor hatten sie ihn noch ange-
klagt, daß er ihr schlimmster Feind sei und schuld an all ihrem Elend
und ihrer Not habe. Aber sie hatten die Worte kaum ausgesprochen,
da wußten sie, daß ihre Vorwürfe ungerecht waren. Sobald wirkliche
Not über sie kam, flüchteten sie ja doch zu ihm als dem einzigen,
der bei Gott für sie eintreten konnte. „Bitte den Herrn“, schrien sie
verzweifelt, „daß er die Schlangen von uns nehme.“
4.Mose 21,7
.
Auf göttlichen Befehl hin sollte Mose eine eherne Schlange
schaffen, die den lebendigen gliche, und sie mitten unter dem Volk
aufrichten. Auf sie sollten alle schauen, die gebissen waren, und
Erleichterung finden. Mose führte den Auftrag aus, und durch das
ganze Lager scholl die freudige Kunde, daß alle Gebissenen sie
ansehen und dadurch leben könnten. Viele aber waren inzwischen
gestorben. Und als Mose die Schlange an dem Pfahl emporhob,
wollten manche nicht glauben, daß allein der Blick auf das metal-
lene Bild sie heilte. Diese gingen durch ihr Mißtrauen zugrunde.
Doch viele glaubten an die Vorsorge, die Gott getroffen hatte. Und
eifrig bemühten sich Väter und Mütter, Brüder und Schwestern,
ihren leidenden und sterbenden Angehörigen dabei zu helfen, die
verlöschenden Augen auf die Schlange zu richten. Wenn sie nur ein
einziges Mal darauf sehen konnten, wurden sie völlig gesund, auch
wenn sie schon schwach und dem Tode nahe gewesen waren.