Seite 42 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Die Warnung, „an dem Tage, da du von ihm issest, mußt du des
Todes sterben“ (
1.Mose 2,17
), bedeutete nicht, daß sie an dem Tage
sterben sollten, da sie von der verbotenen Frucht genießen würden.
Aber das unwiderrufliche Urteil wurde bereits an jenem Tage ver-
kündet. Die Unsterblichkeit war ihnen nur unter der Voraussetzung
des Gehorsams verheißen worden. Im Falle einer Übertretung wür-
den sie das ewige Leben verwirken und an eben dem Tage zum Tode
verurteilt werden.
Um ewig leben zu können, mußte der Mensch auch weiterhin
vom Baum des Lebens genießen. Entzog man ihm diese Frucht,
nahm seine Lebenskraft allmählich ab, bis sie erlosch. Es war Sa-
tans Plan, daß Adam und Eva sich durch ihren Ungehorsam Gottes
Mißfallen zuzogen. Ohne Vergebung zuerlangen, würden sie vom
Baum des Lebens essen und dadurch ein Dasein in Sünde und Elend
verewigen. Aber Gott ließ den Lebensbaum sofort nach dem Sünden-
fall durch heilige Engel bewachen. Diese waren von Lichtstrahlen
eingehüllt, die wie blitzende Schwerter aussahen. Kein Angehö-
riger Adams durfte an dieser Schranke vorüber, um etwa von der
lebenspendenden Frucht zu genießen. Deshalb gibt es keinen un-
sterblichen Sünder.
Die Flut der Leiden, die aus der Ubertretung unserer ersten El-
tern hervorging, wird von vielen als zu schreckliche Folge solcher
unbedeutenden Sünde angesehen; sie zweifeln deshalb an Gottes
Weisheit und Gerechtigkeit. Wenn sie sich aber in diese Frage ver-
tieften, sähen sie ihren Irrtum ein. Gott schuf den Menschen nach
seinem eigenen Bilde, frei von Sünde. Die Erde sollte mit Lebewe-
sen bevölkert werden, die nur wenig niedriger waren als die Engel.
Aber ihr Gehorsam mußte erprobt werden, denn Gott wollte die Erde
nicht mit Wesen bevölkert wissen, die sein Gesetz mißachteten. Doch
unterwarf er Adam in seiner großen Barmherzigkeit keiner harten
Prüfung. Und gerade deswegen war die Sünde so schwerwiegend.
Wenn Adam nicht einmal die kleinste Probe bestand, dann würde er,
mit größerer Verantwortung betraut, auch eine schwerwiegendere
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Versuchung nicht überwunden haben. Wäre Adam anderseits eine
schwere Prüfung auferlegt worden, hätten dem Bösen zugeneigte
Menschen sich mit den Worten entschuldigt: „Das hier ist eine ganz
geringfügige Angelegenheit, und Gott nimmt es bei solch kleinen
Dingen nicht so genau.“