Seite 432 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
wieder umkehren.“
4.Mose 22,34
. Der Herr ließ ihn seine Reise zwar
fortsetzen, gab ihm jedoch zu verstehen, daß seine Worte von göttli-
cher Kraft gelenkt werden würden. Gott wollte Moab beweisen, daß
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die Hebräer unter himmlischem Schutz standen, und das geschah
sehr wirkungsvoll, indem er ihnen Bileams Ohnmacht zeigte, daß er
nämlich Israel ohne göttliche Erlaubnis nicht fluchen konnte.
Sobald dem König von Moab Bileams Herannahen gemeldet
wurde, brach er mit großem Gefolge auf, um ihn an der Grenze
seines Reiches zu empfangen. Als er seine Verwunderung darüber
zum Ausdruck brachte, daß der Prophet sich trotz der Aussicht auf
große Belohnung so verzögert habe, antwortete dieser: „Siehe, ich
bin zu dir gekommen, aber wie kann ich etwas anderes reden, als was
mir Gott in den Mund gibt? Nur das kann ich reden!“
4.Mose 22,38
.
Bileam fand diese Einschränkung außerordentlich bedauerlich; er
fürchtete, nur deshalb sein Vorhaben nicht durchführen zu können,
weil des Herrn beherrschende Macht über ihm war.
Mit den höchsten Würdenträgern seines Reiches und großem
Gepränge geleitete der König Bileam auf „die Höhen Baals“ (
4.Mose
22,41, Schlachter
), von denen er das hebräische Heer überblicken
konnte. Und nun sieht man den Propheten hoch oben stehen und
auf das Lager des auserwählten Volkes Gottes hinabschauen. Wie
ahnungslos ist Israel über das, was in seiner unmittelbaren Nähe
vor sich geht! Wie wenig erkennt es aber auch Gottes Fürsorge, die
sich Tag und Nacht über das Volk Gottes breitet! Es hat nur eine
blasse Vorstellung davon und war zu allen Zeiten schwerfällig im
Verständnis für seine große Liebe und Gnade. Würden sie nicht
voller Dankbarkeit für seine Liebe sein, wenn die Menschen die
wunderbare Kraft Gottes mehr wahrnähmen, die sich ständig um
sie bemüht? Überkäme sie nicht doch ehrfürchtige Scheu beim
Gedanken an seine Majestät und Macht?
Bileam wußte mancherlei über den Opferdienst der Hebräer.
Er hoffte, sie mit kostbaren Gaben zu übertreffen, um dadurch den
Segen Gottes zu erlangen und gleichzeitig die Erfüllung seiner sündi-
gen Pläne zu erreichen. So gewannen die Gedanken der abgöttischen
Moabiter völlig die Oberhand in ihm. Seine Weisheit war zur Tor-
heit geworden, sein geistliches Blickfeld getrübt; daß er dem Einfluß
Satans nachgab, ließ ihn blind gegen sich selbst werden.