Seite 433 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Bileam
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Auf Bileams Befehl wurden sieben Altäre errichtet, auf denen er
je ein Opfer darbrachte. Dann zog er sich auf eine Höhe zurück, um
Gott zu begegnen, und versprach Balak, ihn wissen zu lassen, was
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der Herr ihm offenbaren würde.
Mit den Edlen und Fürsten Moabs stand der König neben dem
Opfer, indessen sich eine neugierige Menge versammelte, um die
Rückkehr des Propheten zu beobachten. Schließlich kam er. Das
Volk erwartete nun einen Spruch, der jene seltsame Macht für immer
unwirksam machen sollte, die den verhaßten Israeliten geholfen
hatte. Bileam sagte:
„Aus Aram hat mich Balak, der König der Moabiter, holen lassen
von dem Gebirge im Osten: Komm, verfluche mir Jakob! Komm,
verwünsche Israel! Wie soll ich fluchen, dem Gott nicht flucht? Wie
soll ich verwünschen, den der Herr nicht verwünscht? Denn von
der Höhe der Felsen sehe ich ihn, und von den Hügeln schaue ich
ihn. Siehe, das Volk wird abgesondert wohnen und sich nicht zu
den Heiden rechnen. Wer kann zählen den Staub Jakobs, auch nur
den vierten Teil Israels? Meine Seele möge sterben den Tod der
Gerechten, und mein Ende werde wie ihr Ende!“
4.Mose 23,7-10
.
Bileam räumte ein, daß er wohl mit der Absicht gekommen
war, Israel zu fluchen; aber die Worte, die er hervorbrachte, standen
ganz im Widerspruch zu seinen inneren Empfindungen. Er war
gezwungen worden, Segen zu verkünden, während seine Seele mit
Flüchen erfüllt war.
Als er das Lager der Israeliten überschaute, nahm er mit Erstau-
nen ihren Wohlstand wahr. Man hatte sie ihm als eine wilde, unge-
ordnete Masse geschildert, die in Räuberbanden das Land unsicher
machte und für die umwohnenden Völker Plage und Schrecken war.
Aber ihr Anblick war das ganze Gegenteil. Er sah den riesigen Um-
fang und die vorbildliche Einrichtung ihres Lagers, in dem überall
gediegene Ordnung und Zucht zu erkennen waren. Hier erhielt er den
Beweis, mit welchemWohlwollen Gott auf die Israeliten schaute und
daß sie als sein auserwähltes Volk ein besonderes Gepräge hatten.
Sie sollten nicht auf gleicher Stufe mit den andern Völkern stehen,
sondern sie alle überragen. „Das Volk wird abgesondert wohnen und
sich nicht zu den Heiden rechnen.“
4.Mose 23,9
. Als diese Worte
gesprochen wurden, hatten die Israeliten noch keinen dauernden
Wohnsitz, und Bileam war mit ihrem besonderen Charakter, ihren