Seite 435 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Bileam
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Aber auch jetzt mochte Balak seine Absicht noch nicht aufgeben.
Er kam zu der Überzeugung, daß der großartige Anblick des riesigen
hebräischen Lagers Bileam so beeindruckt hatte, daß er keine Weis-
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sagungen gegen das Volk auszusprechen wagte. Der König beschloß
deshalb, den Propheten an einen Platz zu führen, von dem nur ein
kleiner Teil des Heeres zu übersehen war. Konnte man Bileam dazu
bewegen, ihm in getrennten Abteilungen zu fluchen, würde bald
auch das ganze Lager der Vernichtung anheimfallen. Auf der Spitze
des Berges Pisga machten sie also einen weiteren Versuch. Wieder
wurden sieben Altäre errichtet und die gleichen Opfer dargebracht
wie das erste Mal. König und Fürsten blieben dabei stehen, während
Bileam sich zurückzog, um Gott zu begegnen. Und abermals wur-
de der Prophet mit einer göttlichen Botschaft betraut, die er weder
ändern noch verhindern konnte.
Als er wieder bei der unruhigen, erwartungsvollen Menge er-
schien, fragte man: „Was hat der Herr gesagt?“
4.Mose 23,17
. Und
wie zuvor überkam den König und seine Fürsten bei der Antwort
Schrecken:
„Gott ist nicht ein Mensch, daß er lüge, noch ein Menschenkind,
daß ihn etwas gereue. Sollte er etwas sagen und nicht tun? Sollte er
etwas reden und nicht halten? Siehe, zu segnen ist mir befohlen; er
hat gesegnet, und ich kann‘s nicht wenden. Man sieht kein Unheil
in Jakob und kein Verderben in Israel. Der Herr, sein Gott, ist bei
ihm, und es jauchzt dem König zu.“
4.Mose 23,19-21
.
Über diese Offenbarungen selbst von Furcht ergriffen, rief Bile-
am: „Kein Zauber hat Macht über Jakob, keine Beschwörung über
Israel.“
4.Mose 23,23 (Zürcher)
. Den Wünschen der Moabiter ent-
sprechend, hatte der berühmte Magier versucht, seine Zaubermacht
auszuüben. Aber gerade bei dieser Gelegenheit sollte man von Israel
sagen: „Wie Großes hat Gott getan!“
4.Mose 23,23 (Zürcher)
. So-
lange die Israeliten unter seinem Schutz standen, konnte kein Volk
und keine Nation etwas gegen sie ausrichten, und würden sie von
Satans ganzer Macht unterstützt. Alle Welt sollte über die wunder-
bare Hilfe Gottes staunen, die er seinem Volk gewährte. In diesem
Fall wurde ein Mann, der ganz bewußt einen schuldhaften Weg ging,
von Gott gezwungen, anstelle von Fluch in verinnerlichter und doch
leidenschaftlicher dichterischer Ausdruckskraft die reichsten und
köstlichsten Verheißungen zu äußern. Die Israel offenbarte Gnade