Seite 482 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Achans todbringende Sünde hatte ihre Wurzel in der Habsucht,
eins der häufigsten und doch für geringfügig gehaltenen Verge-
hen. Andere Verstöße werden aufgedeckt und bestraft, aber wie
selten rügt man die Übertretung des zehnten Gebotes. Die Lehre aus
Achans Geschichte ist, daß ein solches Unrecht frevelhaft ist und
schreckliche Folgen hat.
Habsucht ist ein Übel, das sich allmählich entwickelt. Achan
hatte die Gewinnsucht so lange genährt, bis sie zu einer Gewohnheit
wurde, aus deren Fesseln er nicht mehr loskam. Solange diese Sünde
ihn noch nicht ganz durchdrang, wäre er bei dem Gedanken zutiefst
erschrokken, er könnte Unheil über Israel bringen. Nun aber war
ihm dafür das Gefühl verlorengegangen; als die Versuchung kam,
wurde er ihre leichte Beute.
Werden nicht trotz aller ernsten, ausdrücklichen Warnungen im-
mer noch ähnliche Sünden begangen? Uns ist es genauso verboten,
Habsucht zu dulden, wie es Achan untersagt war, sich Beute aus
Jericho anzueignen. Gott nannte das Abgötterei. „Ihr könnt nicht
Gott dienen und dem Mammon“ (
Matthäus 6,24
), werden wir ge-
mahnt. „Sehet zu und hütet euch vor aller Habgier.“
Lukas 12,15
.
— „Habsucht lasset nicht von euch gesagt werden.“
Epheser 5,3
.
Vor unseren Augen ersteht das furchtbare Schicksal Achans und des
Judas sowie das des Ananias und der Saphira. Im Hintergrund aber
steht das Geschick Luzifers, „schöner Morgenstern“ (
Jesaja 14,12
)
genannt, der den Glanz und die Seligkeit des Himmels für immer
verwirkte, als er eine höhere Stellung begehrte. Und doch breitet
sich trotz dieser Warnungen die Habgier weiter aus.
Überall trifft man auf dieses schleichende Übel. Es schafft Un-
zufriedenheit und Streit in den Familien; es erregt Neid und Haß
bei den Armen gegen die Reichen und erzeugt die drückende Härte
der Reichen gegen die Armen. Und dergleichen gibt es nicht nur in
der Welt, sondern auch in den Gemeinden. Wie oft findet man sogar
hier Selbstsucht, Geiz, Übervorteilung, Nachlässigkeit in Liebes-
werken und Beraubung Gottes am Zehnten und an der Opfergabe.
Vgl.
Maleachi 3,8
. Auch unter den Gemeindegliedern in guten, ge-
ordneten Verhältnissen gibt es leider noch viele Achans. Mancher
von ihnen kommt regelmäßig zur Gemeinde und sitzt am Tisch des
Herrn, obwohl er manches unrechtmäßig Erworbene besitzt, Dinge,
die Gott verflucht hat. Für einen kostbaren babylonischen Mantel