Seite 498 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
er für sich und sein Haus Besitz erworben hatte. Er ließ sich kei-
neswegs nieder, um das Erbe nun zu genießen, sondern drängte auf
weitere Eroberungen zum Besten des Volkes und zur Ehre Gottes.
Die Feiglinge und Empörer waren in der Wüste umgekommen,
aber die gerechten Kundschafter aßen von den Trauben am Bache
Eschkol. Jeder empfing nach seinem Glauben. Die Ungläubigen
hatten ihre Befürchtungen bestätigt gesehen. Trotz Gottes Verhei-
ßungen hatten sie behauptet, es sei unmöglich, Kanaan zu erben,
und sie nahmen es auch nicht in Besitz. Aber die Gott vertrauten
und nicht so sehr auf die Schwierigkeiten als vielmehr auf die Stärke
des Allmächtigen sahen, betraten das verheißene Land. Jene ehren-
werten Männer „haben durch den Glauben Königreiche bezwungen
... sind des Schwertes Schärfe entronnen, sind kräftig geworden aus
der Schwachheit, sind stark geworden im Streit, haben der Fremden
Heere zum Weichen gebracht.“ „Unser Glaube ist der Sieg, der die
Welt überwunden hat.“
Hebräer 11,33.34
;
1.Johannes 5,4
.
Einen ganz anderen Geist als Kaleb bei der Verteilung des Lan-
des verriet die Forderung der Kinder Josephs, des Stammes Ephraim
mit dem halben Stamm Manasse. In Anbetracht ihrer großen Zahl
verlangten sie einen doppelten Gebietsanteil. Dabei war ihnen der
reichste des Landes zugefallen; auch die fruchtbare Ebene Saron
gehörte dazu. Aber im Tal besaßen die Kanaaniter noch viele wich-
tige Städte. Vor der Mühe und Gefahr, ihren Besitz erst zu erobern,
schreckten viele Israeliten zurück und verlangten zusätzlich bereits
unterworfenes Gebiet. Der Stamm Ephraim zählte ebenso wie der
Stamm Juda, zu dem Josua gehörte, zu den größten in Israel, und
ihre Mitglieder fühlten sich wie selbstverständlich zu besonderen
Ansprüchen berechtigt. „Warum hast du mir nur ein Los und ein
Erbteil gegeben?“ sagten sie. „Ich bin doch ein großes Volk.“
Josua
17,14
. Aber Josua blieb unnachgiebig und wich nicht von strenger
Gerechtigkeit ab. Er antwortete: „Weil du ein großes Volk bist, so
geh hinauf ins Waldgebirge und rode dort für dich im Lande der
Perisiter und Rephaiter, wenn dir das Gebirge Ephraim zu eng ist.“
Josua 17,15
.
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Die Antwort zeigte den wahren Grund ihrer Beschwerde: Es
fehlte ihnen an Glauben und Mut, die Kanaaniter zu vertreiben.
„Das Gebirge wird nicht Raum genug für uns haben“, sagten sie;