Seite 508 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Ehe Josua starb, versammelten sich die Obersten und Stammes-
vertreter auf seine Aufforderung hin noch einmal in Sichem. Kein
Ort im ganzen Land war mit so vielen ehrwürdigen Erinnerungen
verknüpft. Er lenkte ihre Gedanken zurück auf Gottes Bund mit
Abraham und Jakob und erinnerte sie an das eigene feierliche Ge-
lübde beim Einzug in Kanaan. Hier standen Ebal und Garizim, die
stummen Zeugen jener Gelöbnisse, die sie in Gegenwart des ster-
benden Josua nun erneuern sollten. Überall gab es sichtbare Beweise
von dem, was Gott für sie getan hatte. Er schenkte ihnen Land, das
sie nicht bearbeitet hatten, Städte, die sie nicht gebaut, Weinberge
und Olivenhaine, die sie nicht gepflanzt hatten. Noch einmal hielt
Josua Rückschau auf die Geschichte Israels und erzählte ihnen von
den wunderbaren Taten Gottes; sie sollten seine Liebe und Gna-
de empfinden und „ihm treulich und rechtschaffen“ (
Josua 24,14
)
dienen.
Auf Josuas Anweisung hatte man die Bundeslade von Silo her-
beigebracht. Es war ein überaus feierliches Ereignis. Josua lag daran,
durch dieses Sinnbild der Gegenwart Gottes den Eindruck noch zu
vertiefen. Nachdem er den Israeliten Gottes Güte aufgezeigt hatte,
forderte er sie im Namen Jahwes auf, zu wählen, wem sie dienen
wollten. Manche beteten heimlich doch noch Götzenbilder an, und
Josua bemühte sich jetzt, sie zu einer Entscheidung zu bewegen, die
diese Sünde aus Israel verbannte. „Gefällt es euch aber nicht, dem
Herrn zu dienen“, sagte er, „so wählt euch heute, wem ihr dienen
wollt.“
Josua 24,15
. Josua wünschte, daß sie Gott freiwillig und
nicht aus Zwang dienten. Liebe zu Gott ist die alleinige Grundlage
des Glaubens. Es hätte keinen Wert, in der Hoffnung auf Belohnung
oder aus Furcht vor Strafe in seinen Dienst zu treten. Offener Abfall
beleidigte Gott nicht mehr als Heuchelei und Anbetung, die nur
Formsache ist.
Der betagte Josua bat die Israeliten eindringlich, die ganze Trag-
weite dessen, was er ihnen vorgestellt hatte, zu bedenken und dann
zu entscheiden, ob sie wirklich so leben wollten wie die entarteten
Heidenvölker in ihrer Umgebung. Wenn es ihnen nicht gefiel, Jahwe,
der Kraft- und Segensquelle, zu dienen, sollten sie an diesem Tage
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wählen, wem sie sich zuwenden wollten, „den Göttern, denen eu-
re Väter gedient haben jenseits des Stroms“, von denen Abraham
weggerufen wurde, „oder den Göttern der Amoriter, in deren Land