Seite 520 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Land wieder einzulösen wünschte, durfte sich der Käufer nicht wei-
gern. Wurde es nicht zurückgekauft, fiel es im Halljahr wieder dem
ersten Besitzer oder dessen Erben zu.
Der Herr verkündete Israel: „Darum sollt ihr das Land nicht ver-
kaufen für immer; denn das Land ist mein, und ihr seid Fremdlinge
und Beisassen bei mir.“
3.Mose 25,23
. Das Volk sollte nie vergessen:
es war Gottes Land, das sie nur eine Zeitlang besitzen durften; er
war der rechtmäßige Eigentümer und ursprüngliche Besitzer, der
die Armen und Unglücklichen in besonderer Weise bedacht wissen
wollte. Jeder sollte daran denken, daß diese genausoviel Recht auf
einen Platz in Gottes Welt haben wie die Wohlhabenden.
Die Vorsorge traf unser barmherziger Schöpfer, um Not zu lin-
dern und in das Leben der Verarmten und Bedrängten Sonnenschein
und einen Hoffnungsstrahl zu bringen.
Der Herr wollte übermäßiges Verlangen nach Besitz und Macht
unterbinden. Ständiges Anhäufen von Reichtum bei der einen Klasse
und Armut und Zurücksetzung bei der anderen würde zu großen Miß-
ständen führen. Ohne Beschränkung konnte die Macht ein Monopol
der Reichen werden, und die Armen würden von ihren wohlhaben-
deren Brüdern als unter ihnen stehend angesehen und behandelt,
obwohl sie in Gottes Augen ebenso wertvoll sind. Das Gefühl der
Unterdrückung mußte den Zorn der Ärmeren erregen. Hoffnungs-
losigkeit würde sie überkommen und das wieder zur Entsittlichung
der Gesellschaft führen; damit war dem Verbrechen aller Art die
Tür geöffnet. Die von Gott eingesetzte Ordnung sollte die soziale
Gleichheit fördern. Sabbat- und Halljahr sollten weitgehend zurecht-
bringen, was sich in der Zwischenzeit im gesellschaftlichen und
politischen Leben des Volkes falsch entwickelt hatte.
Es lag im Sinne dieser Anordnungen, den Reichen nicht weniger
als den Armen zum Segen zu werden. Sie sollten Geiz und Neigung
zur Überheblichkeit eindämmen und den edlen Sinn für Mildtätig-
keit wekken. Wenn man guten Willen und Vertrauen zwischen allen
Klassen förderte, würde das auch für die Gesellschaftsordnung und
den Bestand der Regierung günstig sein. Wir sind alle in das große
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Gewebe der Menschheit verflochten, und was wir tun können, um
andern zu nützen und behilflich zu sein, wird als Segen auf uns
zurückwirken. Das Gesetz gegenseitiger Abhängigkeit bestimmt das
Leben aller Gesellschaftsklassen. Die Armen sind auf die Reichen