Seite 548 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
Mäßigkeit zu erziehen. Er war von Geburt an ein Geweihter, dem der
Genuß von Wein oder starkem Getränk für immer untersagt sein soll-
te. Kinder müssen von früh auf Maßhalten und Selbstbeherrschung
gelehrt bekommen.
Das Verbot des Engels schloß auch „alles Unreine“ ein. Die
Unterscheidung zwischen reinen und unreinen Nahrungsmitteln ist
durchaus keine zeremonielle oder willkürliche Anordnung, sondern
beruht auf Gesundheitsgrundsätzen. Auf die Beobachtung dieses
Unterschiedes kann man in hohem Maße die jahrtausendelange
wunderbare Lebenskraft des jüdischen Volkes zurückführen. Die
Grundsätze der Mäßigkeit dürfen aber nicht nur angewendet wer-
den, was den Genuß alkoholischer Getränke betrifft. Aufreizende,
unverdauliche Nahrung ist der Gesundheit oft ebenso unzuträglich
und führt in vielen Fällen zur Trunksucht. Wahre Mäßigkeit lehrt
uns, Schädliches zu meiden und wohlüberlegt nur das zu verwenden,
was der Gesundheit förderlich ist. Nur wenige sind sich darüber
klar, in welchem Umfang die Nahrung mit ihrer Gesundheit, ih-
rem Charakter, ihrer Leistungsfähigkeit und letztlich ihrem ewigen
Schicksal zu tun hat. Die sittlichen und geistigen Kräfte sollten die
Eßlust jederzeit beherrschen. Der Körper diene dem Geist und nicht
umgekehrt.
Gottes Verheißung an Manoah erfüllte sich genau wie vorge-
sehen; ihm wurde ein Sohn geboren, dem er den Namen Simson
gab. Als der Knabe heranwuchs, zeigte es sich, daß er über außer-
gewöhnliche Körperkräfte verfügte. Simson selbst und seine Eltern
wußten recht gut, daß er das nicht seinen gut ausgebildeten Mus-
keln verdankte, sondern der Tatsache, daß er ein Geweihter war,
dessen äußeres Zeichen das ungeschorene Haar war. Hätte doch
Simson die göttlichen Befehle ebenso gewissenhaft befolgt wie Va-
ter und Mutter, sein Leben wäre glücklicher und besser verlaufen.
Aber der Umgang mit Götzendienern verdarb ihn. Die Stadt Zora
lag dicht an der Grenze zu den Philistern. Simson stand bald auf
freundschaftlichem Fuße mit ihnen. So kam es in jungen Jahren
zu Vertraulichkeiten, deren Einfluß sein ganzes Leben verdüstern
sollte. Bald gewann ein junges Mädchen aus Timna Simsons Zu-
neigung, und er beschloß, es zu heiraten. Seine gottesfürchtigen
Eltern versuchten, ihn davon abzubringen, aber er gab ihnen nur zur
Antwort:
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