Seite 550 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
kehrte er zu seiner Braut zurück. Doch sie hatte inzwischen einen
anderen geheiratet.
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Aus Rache verwüstete er die Felder und Weingärten der Philister.
Das ärgerte diese wiederum dermaßen, daß sie seine ehemalige Frau
umbrachten, obwohl ihre Drohungen sie erst zu dem Ränkespiel
getrieben hatten, mit dem der Verdruß begann. Simson hatte seine
erstaunliche Kraft bereits mehrfach bewiesen, z. B. als er ganz al-
lein einen jungen Löwen tötete oder dreißig Männer von Askalon
erschlug. Über den unmenschlichen Mord an seiner Frau in Wut
geraten, griff er jetzt die Philister an und „schlug sie zusammen mit
mächtigen Schlägen“. Dann brachte er sich vor ihnen „in der Fel-
senkluft von Etam“ (
Richter 15,8
) im Gebiet von Juda in Sicherheit.
Hierher verfolgte ihn eine starke Streitmacht, und die Einwohner
Judas wurden sich in ihrer großen Bestürzung gemeinerweise einig,
ihn auszuliefern. Also gingen dreitausend Mann von Juda zu ihm
hinauf. Aber trotz solcher Übermacht hätten sie es nicht gewagt, ihm
näher zu kommen, wenn sie sich nicht sicher gewesen wären, daß er
seinen Landsleuten nichts zuleide tun würde. Simson willigte ein,
daß man ihn band und den Philistern übergab. Aber erst verlangte
er von den Männern Judas noch das Versprechen, ihn nicht anzu-
greifen, sonst hätte er sich gezwungen gesehen, sie umzubringen.
Dann ließ er sich mit zwei neuen Stricken binden und in das Lager
seiner Feinde führen, wo darüber große Freude herrschte. Aber noch
während deren Jubelschrei von den Hügeln widerhallte, „geriet der
Geist des Herrn über ihn“. Er zerriß die starken, neuen Stricke, als
wären es „Fäden, die das Feuer versengt hat“.
Richter 15,14
. Dann
ergriff er die erstbeste Waffe, die ihm unter die Hand kam; es war
zwar nur ein Eselskinnbacken, aber der half ihm besser als Schwert
oder Speer. Er traf die Philister mit solcher Gewalt, daß sie in pa-
nischem Schrecken flohen und tausend Erschlagene auf dem Felde
liegen blieben.
Wären die Israeliten bereit gewesen, gemeinsam mit Simson
den Sieg auszunutzen, hätten sie sich jetzt von ihren Bedrückern
befreien können. Aber sie waren mutlos geworden und feige da-
zu. Sie hatten ihre von Gott übertragene Aufgabe vernachlässigt,
nämlich die Heiden zu enteignen. Statt dessen machten sie deren
entwürdigenden Bräuche mit, duldeten ihre Grausamkeit und ließen
sogar Ungerechtigkeiten hingehen, solange es sie nicht selbst betraf.