Seite 574 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
auf gen Himmel“.
1.Samuel 5,10.12
. Da sie sich fürchteten, die
Lade weiter in ihren Häusern zu behalten, stellte man sie aufs freie
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Feld. Darauf folgte eine Mäuseplage, die das Land verheerte, die
Bodenfrüchte vernichtete, und zwar in den Vorratshäusern wie auf
dem Felde. Jetzt drohte dem Volk völlige Vernichtung entweder
durch Krankheit oder Hungersnot.
Sieben Monate blieb die Bundeslade in Philistäa, und in dieser
ganzen Zeit unternahmen die Israeliten nichts, sie wieder an sich
zu bringen. Aber nun waren die Philister selber ängstlich darauf
bedacht, sie loszuwerden, wie ihnen erst daran lag, sie zu bekom-
men. Statt zu einer Kraftquelle war sie ihnen zur großen Last und
zum schweren Fluch geworden. Aber sie wußten nicht, wie es wei-
tergehen sollte. Wohin man die Lade auch brachte, folgten Gottes
Strafgerichte. Das Volk rief nach den Fürsten, Priestern und Wahr-
sagern und bedrängte sie: „Was sollen wir mit der Lade des Herrn
machen? Laßt uns wissen, wie wir sie an ihren Ort senden sollen!“
Man riet, sie mit einer reichen Sühnopfergabe zurückzuschicken.
„So“, sagten die Priester, „werdet ihr gesund werden, und es wird
euch kundwerden, warum seine Hand nicht von euch abläßt.“
Nach altem Brauch suchten die Heiden Seuchen zum Stillstand
zu bringen oder abzuwenden, indem sie ein Abbild — sei es aus
Gold, Silber oder einem anderen Material — von dem herstellten,
was das Verderben verursachte, oder von dem betroffenen Gegen-
stand oder Körperteil. Dies wurde dann auf eine Säule oder einen
anderen gut sichtbaren Platz gestellt, und damit glaubte man, einen
wirksamen Schutz gegen die dargestellten Übel zu haben. Ähnliche
Sitten bestehen bei manchen heidnischen Völkern auch heute noch.
Ist jemand krank, geht er zur Behandlung in den Tempel seines Göt-
zen und nimmt ein Bild des erkrankten Körperteils als Opfergabe
mit.
Es entsprach also nur dem herrschenden Aberglauben, wenn die
Philisterfürsten dem Volk befahlen, bildliche Darstellungen von den
Plagen anzufertigen, unter denen sie litten: „Fünf goldene Beulen
und fünf goldene Mäuse nach der Zahl der fünf Fürsten der Philister,
denn“, sagten sie, „es ist ein und dieselbe Plage gewesen über euch
alle und über eure Fürsten.“
1.Samuel 6,2-4
.
Diese klugen Leute mußten einräumen, daß eine geheimnisvolle
Macht die Lade begleitete, gegen die sie mit ihrer Weisheit nichts