Seite 592 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

588
Patriarchen und Propheten
Bestreben, ihn abzusetzen. Aber er ließ sich nichts anmerken. Er
machte ihnen auch keine Vorwürfe, sondern trug die Angelegenheit
dem Herrn im Gebet vor und erbat von ihm allein Rat.
Der Herr sprach zu Samuel: „Gehorche der Stimme des Volks
in allem, was sie zu dir gesagt haben; denn sie haben nicht dich,
sondern mich verworfen, daß ich nicht mehr König über sie sein
soll. Sie tun dir, wie sie immer getan haben von dem Tage an, da ich
sie aus Ägypten führte, bis auf diesen Tag, daß sie mich verlassen
und andern Göttern gedient haben.“
1.Samuel 8,7.8
. Das war eine
Zurechtweisung, weil der Prophet Israels Verhalten als persönliche
Kränkung empfand. Aber diese Geringschätzung galt ja nicht ihm,
sondern ganz offenkundig der Autorität Gottes, der die Obersten
seines Volkes eingesetzt hatte. Wer aber treue Diener Gottes ablehnt,
verachtet nicht nur sie, sondern den Meister, der sie gesandt hat. Es
sind Gottes Worte, seine Ermahnungen und Ratschläge, die in den
Wind geschlagen werden, man verwirft seine Autorität.
Die Zeiten des größten Wohlstandes in Israel waren jene gewe-
sen, in denen sie sich zu Jahwe als ihrem König bekannten, als sie
die von ihm verordneten Gesetze samt der Regierungsform denen
der andern Völker als überlegen ansahen. Mose hatte ihnen gesagt:
„Dadurch werdet ihr als weise und verständig gelten bei allen Völ-
kern, daß, wenn sie alle diese Gebote hören, sie sagen müssen: Ei,
was für weise und verständige Leute sind das, ein herrliches Volk!“
5.Mose 4,6
. Aber weil die Hebräer davon abwichen, wurden sie
nicht zu dem Volke, das Gott aus ihnen machen wollte. Dennoch
schrieben sie die bösen Folgen ihrer Sünden und Torheiten der von
Gott eingesetzten Regierung zu; dermaßen verblendet waren sie
durch die Sünde.
Der Herr hatte durch seine Propheten zuvor gesagt, daß Israel
einmal von einem König beherrscht werden würde. Aber daraus
folgt noch nicht, daß diese Regierungsform die beste für sie war
oder gar dem Willen Gottes entsprach. Als das Volk sich weigerte,
seinem Rat zu gehorchen, überließ er ihm die Wahl. „Ich gebe dir
[590]
Könige in meinem Zorn“, ließ der Herr einst durch Hosea verkün-
digen.
Hosea 13,11
. Wenn Menschen durchaus eigene Wege gehen
wollen, ohne Gott um Rat zu fragen oder im Widerspruch zu seinem
offenbarten Willen, gewährt er ihnen oft ihre Wünsche, damit sie
durch die folgenden bitteren Erfahrungen zur Einsicht ihrer Tor-