Seite 593 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Israels erster König
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heit und zur Reue über ihre Sünden kommen. Hochmut ist bei aller
menschlichen Klugheit oft ein gefährlicher Führer. Was das Herz
gegen den Willen Gottes begehrt, wird sich zuletzt als Fluch und
nicht als Segen erweisen.
Gott wünschte, daß sein Volk in ihm den alleinigen Gesetzgeber
und die Quelle der Kraft sehen sollte. Im Bewußtsein dieser Ab-
hängigkeit würde es sich zu ihm hingezogen fühlen und jede hohe
Gesinnung haben, die es befähigte, gemäß seiner Bestimmung Got-
tes auserwähltes Volk zu sein. Aber bestieg ein König den Thron,
mußte sie das Gott entfremden. Sie würden mehr auf menschliche
Leistungen denn auf Gottes Hilfe bauen. Die Fehler ihres Königs
würden sie in Sünde verstricken und sie als Volk von Gott trennen.
Samuel erhielt die Anweisung, ihrer Bitte zu entsprechen, sie
aber vor der Mißbilligung des Herrn zu warnen und ihnen auch die
Folgen ihres Verlangens klarzumachen. „Samuel sagte alle Worte
des Herrn dem Volk, das von ihm einen König forderte.“
1.Samuel
8,10
. Gewissenhaft setzte er ihnen auseinander, welche Lasten sie
mit solcher bedrückenden Staatsform auf sich nehmen müßten im
Vergleich zu ihrem derzeitigen, verhältnismäßig unabhängigen und
wohlhabenden Zustand. Ein König würde an Prunk und Aufwand
anderen Herrschern nicht nachstehen wollen. Und um dergleichen
aufrechtzuerhalten, waren bittere personelle und wirtschaftliche For-
derungen unvermeidlich. Die ansehnlichsten jungen Männer brauch-
te er dann für seine Dienste als Wagenlenker, Reiter und Läufer.
Sie müßten die Reihen des Heeres füllen, seine Felder bestellen,
seine Ernte einbringen und Kriegsgerät für seinen Dienst herstellen.
Israels Töchter hätten im königlichen Haushalt Zuckerwerk und
Backwaren zu bereiten. Zur Bestreitung seines Hofstaates nähme
er ihre besten Ländereien, die ihnen Jahwe selbst verliehen hatte.
Auch ihre tüchtigsten Knechte und ihr Vieh würde er ihnen fortneh-
men und „in seinen Dienst stellen“, außerdem den Zehnten all ihres
Einkommens, ihrer Arbeitserzeugnisse oder Bodenfrüchte verlan-
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gen. „Ihr müßt seine Knechte sein“, schloß der Prophet, aber „wenn
ihr dann schreien werdet zu der Zeit über euren König ..., so wird
euch der Herr zu derselben Zeit nicht erhören.“
1.Samuel 8,16-18
.
Wie drückend sie dann seine Ansprüche empfinden würden, war das
Königtum erst einmal errichtet, konnten sie es nicht nach Belieben
wieder abschaffen.