Seite 594 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

590
Patriarchen und Propheten
Aber das Volk gab wieder zur Antwort: „Nein, sondern ein König
soll über uns sein, daß wir auch seien wie alle Heiden, daß uns
unser König richte und vor uns ausziehe und unsere Kriege führe!“
1.Samuel 8,19.20
.
„Wie alle Heiden.“ Israel begriff nicht, welch außergewöhnlicher
Segen und Vorzug es war, diesbezüglich anderen Völkern nicht zu
gleichen. Gott hatte sie aus ihrer Umgebung herausgeführt, um sie zu
seinem besonderen Eigentum zu machen. Sie aber wußten das nicht
zu schätzen und begehrten ungeduldig, es den Heiden gleichzutun.
Und dieses Verlangen, sich weltlichen Sitten und Gewohnheiten
anzupassen, besteht noch immer bei dem vorgeblichen Volke Gottes.
Sobald sie sich aber innerlich vom Herrn abkehren, erstreben sie
Vorteile und Ehrenstellungen in dieser Welt. Auch Christen möchten
oft die Gepflogenheiten derjenigen mitmachen, die den Gott dieser
Welt anbeten. Viele betonen dann nachdrücklich, sie könnten auf
Gottferne einen viel stärkeren Einfluß ausüben, wenn sie sich ihnen
anpaßten. Aber wer solche Wege geht, trennt sich von der Quelle
seiner Kraft. Wer der Welt Freund werden will, ist Gottes Feind.
Um irdischer Vorteile willen geben manche die ehrenvolle Aufgabe
daran, zu der Gott sie berief, die Wohltaten dessen zu verkündigen,
der uns „von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht“ berufen
hat.
1.Petrus 2,9
.
Tieftraurig hörte Samuel die Worte des Volkes; aber der Herr
sprach zu ihm: „Gehorche ihrer Stimme und mache ihnen einen
König.“
1.Samuel 8,22
. Der Prophet hatte seine Schuldigkeit ge-
tan. Gewissenhaft hatte er sie gewarnt, aber sie wiesen alles zurück.
Schweren Herzens entließ er sie und brach auf, um die wichtige Ver-
änderung in der Regierungsform vorzubereiten. Samuels makelloses
Leben der Hingabe war für die eigennützigen Priester und Ältesten
wie für das hochmütige, sinnenfreudige Israel ein ständiger Vorwurf.
Auch ohne Prunkentfaltung oder irgendwelchen Aufwand trug seine
Arbeit das Siegel des Himmels. Ihn würdigte der Erlöser der Welt,
unter dessen Leitung er das hebräische Volk regierte. Aber das Volk
war seiner Frömmigkeit und seines Eifers müde geworden. Sein
[592]
bescheidenes Auftreten erschien ihm verächtlich. Es verlangte einen
Mann, der es als König regierte.
Im Charakter Samuels spiegelte sich das Bild Christi, dessen
Reinheit Satans Zorn erregte. Unser Heiland war das Licht der Welt,