Seite 595 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Israels erster König
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und er offenbarte die verborgene Bosheit in den Menschenherzen.
Seine Heiligkeit löste heftige Zornesäußerungen bei den unaufrich-
tigen Frommen aus. Christus kam nicht mit dem Reichtum und
den Würden dieser Erde, doch zeigte sein Wirken, daß er größere
Macht besaß als irgendein irdischer Fürst. Die Juden erwarteten
einen Messias, der das Joch ihrer Unterdrücker brechen sollte, aber
die eigentliche Ursache der Knechtschaft, ihre Sünden, stellten sie
nicht ab. Hätte Christus ihre Schuld bemäntelt und sie um ihrer
Frömmigkeit willen gelobt, wäre er ihnen wohl als König willkom-
men gewesen. Aber das furchtlose Anprangern ihrer Untugenden
konnten sie nicht ertragen. Sie verachteten den liebenswerten Men-
schen, in dem nur Wohlwollen, Reinheit und Frömmigkeit lebten,
und der keinen Haß kannte außer den gegen die Sünde. So war es zu
allen Zeiten. Das Licht von oben spricht jeden schuldig, der nicht
darin wandeln will. Das Vorbild derer, die die Sünde verabscheuen,
empfinden Heuchler als Vorwurf. Darum werden sie zu Satans Hel-
fershelfern, indem sie die Gläubigen fortwährend beunruhigen und
verfolgen. „Alle, die gottesfürchtig leben wollen in Christus Jesus,
müssen Verfolgung leiden.“
2.Timotheus 3,12
.
Obwohl die Prophetie eine monarchische Regierungsform für
Israel vorhergesagt hatte, behielt sich Gott vor, ihren König zu be-
stimmen. Und die Hebräer achteten Gottes Autorität noch so weit,
daß sie ihm die Wahl allein überließen. Sie fiel auf Saul, einen Sohn
des Kis aus dem Stamme Benjamin.
Die äußere Beschaffenheit des künftigen Herrschers war so, daß
sie das stolze Selbstgefühl, das nach einem König verlangte, befrie-
digte. „Es war niemand unter den Kindern Israel so schön wie er.“
1.Samuel 9,2
. Mit seiner edlen, würdevollen Haltung, dazu hübsch
und hoch gewachsen, in der Blüte des Lebens, sah er aus wie zum
Befehlen geboren. Doch bei allen äußerlichen Reizen fehlte es Saul
an jenen inneren Werten, die wahre Klugheit ausmachen. Er hatte in
jungen Jahren nicht gelernt, unbesonnene, heftige Gefühlsausbrüche
zu bezähmen, nie die erneuernde Kraft göttlicher Gnade erfahren.
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Saul war der Sohn eines mächtigen, reichen Stammesfürsten;
doch betrieb er, der Einfachheit jener Zeit entsprechend, mit seinem
Vater eine Landwirtschaft. Eines Tages verirrten sich einige von
ihren Tieren im Gebirge, und Saul ging mit einem Knecht auf die
Suche. Drei Tage lang forschten sie vergeblich nach ihnen. Als sie