Seite 600 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Patriarchen und Propheten
alle schlummernden Kräfte in ihm. „Da geriet der Geist Gottes über
Saul ... Und er nahm ein Paar Rinder und zerstückte sie und sandte
davon in das ganze Gebiet Israels durch die Boten und ließ sagen:
Wer nicht mit Saul und Samuel auszieht, mit dessen Rindern soll
man ebenso tun.“
1.Samuel 11,5-7
.
Darauf versammelten sich in der Ebene Besek dreihundertdrei-
ßigtausend Mann unter Sauls Befehl. Zugleich sandte man Boten
zu der belagerten Stadt mit dem Versprechen, daß sie am nächsten
Morgen Hilfe erwarten könnten, es war der Tag, an dem sie sich den
Ammonitern unterwerfen sollten. In einem nächtlichen Eilmarsch
überschritten Saul und sein Heer den Jordan und erreichten Jabesch
„um die Zeit der Morgenwache“. Wie einst Gideon teilte er seine
Streitmacht in drei Abteilungen und überfiel das Ammoniterlager zu
so früher Stunde, da sie keine Gefahr vermuteten und auch nicht im
geringsten gewappnet waren. Bei der nun folgenden Panik wurden
die Feinde unter großen Verlusten in die Flucht geschlagen. „Die
aber übrigblieben, wurden zerstreut, so daß von ihnen nicht zwei
beieinander blieben.“
1.Samuel 11,11
.
Sauls schnelle Entschlossenheit und Tapferkeit wie auch seine
Feldherrnkunst, die er bei der erfolgreichen Führung solcher großen
Streitmacht bewiesen hatte, waren Eigenschaften, die die Israeliten
von einem König erwarteten, damit sie sich mit andern Völkern
messen konnten. Nun begrüßten sie ihn als König und schrieben den
Sieg menschlichen Fähigkeiten zu. Darüber vergaßen sie vollständig,
daß ohne Gottes Segen alle ihre Anstrengungen vergeblich gewesen
wären. In ihrer Begeisterung hatten einige vor, alle diejenigen zu
töten, die Saul anfangs nicht anerkennen wollten. Aber der König
erhob Einspruch: „Es soll an diesem Tage niemand sterben; denn der
Herr hat heute Heil gegeben in Israel.“
1.Samuel 11,13
. Hier bewies
Saul den Wandel, der in ihm vor sich gegangen war. Anstatt den
Ruhm für sich zu beanspruchen, gab er Gott die Ehre. Statt Rache
zu üben, zeigte er Mitgefühl und Vergebungsbereitschaft. Solche
Haltung beweist unmißverständlich, daß Gottes Gnade im Herzen
wohnt.
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Samuel machte nun den Vorschlag, eine Volksversammlung nach
Gilgal einzuberufen, damit Sauls Königtum öffentlich bestätigt wur-
de. So geschah es; und sie „opferten Dankopfer vor dem Herrn. Saul