Seite 61 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Kain und Abel
57
4,10
. Damit gab Gott Kain erneut Gelegenheit zum Schuldbekennt-
nis. Er hatte inzwischen Zeit gehabt, sich zu besinnen. Er wurde sich
auch der Ungeheuerlichkeit seiner Tat und der Lüge, mit der er sie
zu verheimlichen suchte, bewußt. Aber er blieb hartnäckig, und Gott
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zögerte nun nicht länger mit dem Urteil. Die göttliche Stimme, die
Kain bittend und mahnend gehört hatte, verkündete ihm jetzt mit
furchtbaren Worten: „Und nun: Verflucht seist du auf der Erde, die
ihr Maul hat aufgetan und deines Bruders Blut von deinen Händen
empfangen. Wenn du den Acker bebauen wirst, soll er dir hinfort
seinen Ertrag nicht geben. Unstet und flüchtig sollst du sein auf
Erden.“
1.Mose 4,11.12
.
Obwohl Kain mit seinem Verbrechen den Tod verdient hatte,
schonte der barmherzige Schöpfer sein Leben und gab ihm Ge-
legenheit zur Reue. Aber Kain überlebte nur, um unbußfertig die
Empörung gegen Gottes Autorität zu schüren. Als Anführer einer
Generationenfolge dreister, verworfener Sünder wurde dieser eine
von Satan verführte Abtrünnige zum Versucher für andere. Sein Bei-
spiel und sein Einfluß übten ihre zerstörende Macht aus, bis die Erde
so verderbt und von Gewalttat erfüllt war, daß sie die Vernichtung
auf sich herabrief.
Als Gott das Leben des ersten Mörders schonte, erteilte er dem
ganzen Weltall Anschauungsunterricht über den großen Kampf. Die
trostlose Geschichte Kains und seiner Nachkommen zeigt, welche
Folgen es gehabt hätte, wenn dem Sünder ewiges Leben gewährt
und ihm damit ermöglicht worden wäre, seinen Aufruhr gegen Gott
fortzusetzen. Gottes Langmut ließ die Bösen doch nur immer noch
kühner und herausfordernder in ihren Freveltaten werden. Fünfzehn
Jahrhunderte nach dem Urteil über Kain erlebte das Weltall in den
Übeltaten und der Verderbtheit, die die Erde überflutet hatten, die
Folgen seines Einflusses. Und es wurde offenkundig, daß Gottes
Todesurteil über die gefallene Menschheit ebenso gerecht wie barm-
herzig war. Je länger sie in Sünde dahinlebten, desto verworfener
wurden die Menschen. Somit verhinderte jenes Urteil Gottes die
ungehemmte Ausbreitung der Bosheit und befreite die Welt vom
Einfluß der Menschen, die im Aufruhr gegen Gott verharrten; es
erwies sich somit noch als segensreich.
Satan ist ununterbrochen am Werk, Gottes Wesen und Herrschaft
mit nicht nachlassenden Bemühungen und unter tausend Täuschun-