Seite 616 - Patriarchen und Propheten (1999)

Basic HTML-Version

612
Patriarchen und Propheten
Verhalten des Königs brandmarkte: „Es reut mich, daß ich Saul zum
König gemacht habe; denn er hat sich von mir abgewandt und meine
Befehle nicht erfüllt.“
1.Samuel 15,11
. Der Prophet war über die
Widerspenstigkeit des Königs betrübt; er weinte und betete die ganze
Nacht um Aufhebung des schrecklichen Urteils.
Gottes Reue gleicht nicht der menschlichen: „Auch lügt der
nicht, der Israels Ruhm ist, und es gereut ihn nicht; denn er ist
nicht ein Mensch, daß ihn etwas gereuen könnte.“
1.Samuel 15,29
.
Die Reue eines Menschen bedeutet Sinnesänderung, Gottes Reue
dagegen Änderung der Umstände und Beziehungen. Man kann sein
Verhältnis zu Gott ändern, indem man die Bedingungen erfüllt, die
seine Gnade vermitteln, oder sich durch das eigene Verhalten davon
ausschließen. Aber der Herr ist „gestern und heute und derselbe
auch in Ewigkeit“. Sauls Ungehorsam änderte sein Verhältnis zu
Gott. Aber die Bedingungen für die Annahme bei Gott blieben
unverändert. Er bleibt derselbe, denn bei ihm „ist keine Veränderung
noch Wechsel“.
Hebräer 13,8
;
Jakobus 1,17
.
Bekümmert machte sich der Prophet am nächsten Morgen auf,
um den vom rechten Wege abgewichenen König zu treffen. Samuel
hoffte noch immer, Saul müsse nach reiflicher Überlegung seine
Schuld einsehen. Wenn sie ihm leid tat und er sich demütigte, würde
er Gottes Gnade auch wieder erlangen. Aber ist einmal der erste
unrechte Schritt getan, geht man den nächsten leichter. Durch seinen
Ungehorsam schon verdorben, begegnete Saul dem Propheten mit
einer Lüge auf den Lippen: „Gesegnet seist du vom Herrn! Ich habe
des Herrn Wort erfüllt.“
1.Samuel 15,13
.
Die Laute, die an das Ohr des Propheten drangen, straften aber
die Worte des ungehorsamen Königs Lügen. Auf die scharfe Frage:
„Und was ist das für ein Blöken von Schafen, das zu meinen Ohren
kommt, und ein Brüllen von Rindern, das ich höre?“ antwortete
Saul: „Von den Amalekitern hat man sie gebracht; denn das Volk
verschonte die besten Schafe und Rinder, um sie zu opfern dem
Herrn, deinem Gott; an dem andern haben wir den Bann vollstreckt.“
1.Samuel 15,14.15
. Das Volk hatte nichts anderes getan, als Sauls
Anordnungen gehorcht. Aber um sich zu decken, legte er seinen
Ungehorsam ihnen zur Last.
[614]
Die Ankündigung von Sauls Verwerfung verursachte Samuel un-
säglichen Schmerz. Er mußte sie vor dem ganzen Heere ausrichten,