Seite 617 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Sauls Verwerfung
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das so stolz und voller Siegesfreude über den Erfolg war, den sie
der Tapferkeit und Feldherrnkunst ihres Königs zuschrieben. Saul
hatte Israels Erfolg in diesem Kampf nicht mit Gott in Verbindung
gebracht. Aber als der Prophet sich von Sauls Widersetzlichkeit über-
zeugen mußte, war er empört, daß der, den Gott so reich begnadete,
den Befehl des Himmels übertreten und Israel zur Sünde verführt
hatte. Samuel ließ sich durch die Ausflüchte des Königs nicht täu-
schen. Halb traurig, halb unmutig sagte er: „Halt ein, ich will dir
sagen, was der Herr mit mir diese Nacht geredet hat ... Obschon du
vor dir selbst gering warst, so bist du doch das Haupt der Stämme
Israels; denn der Herr hat dich zum König über Israel gesalbt.“
1.Sa-
muel 15,16.17
. Er wiederholte den Befehl des Herrn hinsichtlich
Amaleks und verlangte, den Grund für des Königs Ungehorsam zu
wissen. Saul blieb bei seiner Rechtfertigung: „Ich habe doch der
Stimme des Herrn gehorcht und bin den Weg gezogen, den mich der
Herr sandte, und habe Agag, den König von Amalek, hergebracht
und an den Amalekitern den Bann vollstreckt. Aber das Volk hat von
der Beute genommen Schafe und Rinder, das Beste vom Gebann-
ten, um es dem Herrn, deinem Gott, zu opfern in Gilgal.“
1.Samuel
15,20.21
.
Streng und ernst fegte der Prophet die verlogenen Ausreden
beiseite und sprach das unwiderrufliche Urteil: „Meinst du, daß der
Herr Gefallen habe am Brandopfer und Schlachtopfer gleichwie
am Gehorsam gegen die Stimme des Herrn? Siehe, Gehorsam ist
besser als Opfer und Aufmerken besser als das Fett von Widdern.
Denn Ungehorsam ist Sünde wie Zauberei, und Widerstreben ist wie
Abgötterei und Götzendienst. Weil du des Herrn Wort verworfen
hast, hat er dich auch verworfen, daß du nicht mehr König seist.“
1.Samuel 15,22.23
.
Als der König das hörte, rief er aus: „Ich habe gesündigt, daß
ich des Herrn Befehl und deine Worte übertreten habe; denn ich
fürchtete das Volk und gehorchte seiner Stimme.“
1.Samuel 15,24
.
Erschreckt durch die Androhung des Propheten, bekannte Saul nun
seine Schuld, die er zuvor so hartnäckig geleugnet hatte. Aber er
blieb dabei, alles auf das Volk zu schieben, und behauptete, er habe
es aus Furcht vor ihm getan.
Nicht Leid über sein Unrecht, sondern Furcht vor der Strafe
trieb den König Israels zu der Bitte an Samuel: „Und nun, vergib