Seite 635 - Patriarchen und Propheten (1999)

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David als Flüchtling
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Eingreifen bewahrt und entkam unverletzt der Wut des rasenden
Königs.
Je mehr Sauls Haß gegen David wuchs, desto eifriger suchte er
nach einer Gelegenheit, ihn umzubringen. Aber jeder Plan gegen
den Gesalbten des Herrn mißlang. Saul überließ sich ganz und gar
dem Einfluß des bösen Geistes, der ihn beherrschte. David dagegen
vertraute dem, der mächtig von Rat und ein starker Retter ist. „Der
Weisheit Anfang ist die Furcht des Herrn.“
Sprüche 9,10
. Seine
anhaltende Bitte zu Gott war, daß er vollkommen vor ihm wandeln
möge.
Um von der Gegenwart seines Nebenbuhlers befreit zu sein,
„entfernte ihn Saul aus seiner Nähe und setzte ihn zum Obersten
über tausend Mann ... Aber ganz Israel und Juda hatte David lieb.“
1.Samuel 18,13.16
. Das Volk erkannte sehr bald in David eine zuver-
lässige Persönlichkeit, die alle ihm übertragenen Angelegenheiten
klug und geschickt erledigte. Die Ratschläge des jungen Mannes
waren verständig und wohlüberlegt, und man tat gut daran, ihnen zu
folgen. Dagegen war Sauls Rechtspflege zeitweise unzuverlässig,
und seine Entscheidungen waren geradezu töricht.
Obwohl Saul immer auf eine günstige Gelegenheit wartete, Da-
vid zu vernichten, fürchtete er ihn andererseits, weil ganz offensicht-
lich der Herr mit ihm war. Davids untadeliger Charakter reizte des
Königs Zorn. Er empfand schon dessen Leben und Anwesenheit als
einen Vorwurf, da ein Vergleich zu seinem Nachteil ausfiel. Neid
machte Saul zu einem erbärmlichen Menschen und brachte seine
Untergebenen in Gefahr. Wieviel Unheil hat doch dieser Wesenszug
in unsrer Welt schon angerichtet! Dieselbe Feindseligkeit wie in
Sauls Herzen lebte auch in Kain gegen seinen Bruder Abel, dessen
Werke gerecht waren. Ihn nahm Gott an. Kains Werke dagegen wa-
ren böse. Deshalb konnte der Herr ihn nicht segnen. Neid ist ein
Kind des Stolzes; nährt man ihn im Herzen, führt das schließlich zu
Haß, Rachsucht und Mord. Satans Wesen zeigte sich, als er Sauls
Wut gegen jemanden erregte, der ihm nie etwas zuleide getan hatte.
Der König beobachtete David sehr genau in der Hoffnung, eines
Tages Unbesonnenheit oder Übereilung bei ihm feststellen zu kön-
nen; dann hätte er endlich einen Vorwand gehabt, ihn in Ungnade
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fallen zu lassen. Ihm war, als könne er nicht eher ruhen, bis er den
jungen Mann beseitigt hatte, dabei aber für seine Untat gerechtfertigt