Seite 651 - Patriarchen und Propheten (1999)

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Davids Großmut
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meinem Herrn all das Gute tun wird, was er dir zugesagt hat, und
dich zum Fürsten bestellt hat über Israel, so wird das Herz meines
Herrn frei sein von dem Anstoß und Ärgernis, daß du unschuldiges
Blut vergossen und dir selber geholfen habest. Und wenn der Herr
meinem Herrn wohltun wird, so wollest du an deine Magd denken.“
1.Samuel 25,28-31
.
Solche Worte konnten nur über die Lippen eines Menschen kom-
men, der von himmlischer Weisheit erfüllt war. Wie der Duft einer
Blume war Abigails Gottesfurcht ganz unbewußt aus ihrem gesam-
ten Verhalten zu spüren. In ihr wohnte der Geist des Sohnes Gottes.
Ihre Rede war mit Anmut gewürzt, voller Güte und Friedfertigkeit
und strahlte himmlischen Einfluß aus. In David kamen nun freund-
lichere Empfindungen auf, und er erschrak bei dem Gedanken an
die Folgen, die seine vorschnellen Absichten hätten haben können.
„Selig sind die Friedfertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Matthäus 5,9
. Gäbe es doch recht viele solcher Frauen wie diese
Israelitin, die Zorn besänftigen, voreilige Entschlüsse verhindern
und mit klugen, beruhigenden Worten großes Unheil verhüten!
Ein geheiligtes christliches Leben verbreitet immer Licht, Trost
und Frieden. Es ist geprägt von Lauterkeit, Zartgefühl, Arglosigkeit
und Hilfsbereitschaft. Es wird von jener selbstlosen Liebe beherrscht,
die heiligenden Einfluß ausübt. Weil Christus es erfüllt, hinterläßt es
überall leuchtende Spuren. Abigail zeigte im Tadel und im Rat Weis-
heit. Unter dem Einfluß ihrer Überzeugungskraft schmolz Davids
Zorn. Er sah ein, daß er im Begriff gewesen war, etwas Törichtes zu
tun, und daß er seine Selbstbeherrschung verloren hatte.
Demütig nahm er die Zurechtweisung hin und handelte damit
nach seinen eigenen Worten: „Der Gerechte schlage mich freundlich
und weise mich zurecht; das wird mir wohltun wie Balsam auf dem
Haupte.“
Psalm 141,5
. Er dankte Abigail und segnete sie, weil sie
ihn recht beraten hatte. Viele halten es schon für lobenswert, Vor-
würfe hinzunehmen, ohne ungeduldig zu werden. Aber nur wenige
vermögen Tadel mit Dank hinzunehmen und jene gar zu segnen, die
sie vor dem Weg des Unrechts bewahren wollen.
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Als Abigail heimkehrte, fand sie Nabal und seine Gäste bei ei-
nem großen Fest, das zu einem regelrechten Trinkgelage ausgeartet
war. Darum berichtete sie ihrem Mann erst am nächsten Morgen von
der Unterredung mit David. Nabal war im Grunde ein Feigling. Als